Eingeschränkte Glucke

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Brigitte Quint über das Loslassen einer Mutter in Ferienzeiten.

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Brigitte Quint über das Loslassen einer Mutter in Ferienzeiten.

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Am ersten Ferientag habe ich meinen Sohn zu einem Camp gebracht. Wochenlang hatte er auf mich eingeredet. Dieses und kein anderes Camp sollte es sein. Obwohl er dort niemanden kennt. Weder die anderen Teilnehmer noch die Trainer. Und auch die Gegend, in der das Camp stattfindet, ist fernab seines gewohnten Umfeldes.

Obwohl ich das Geschehen im Camp am liebsten bis ins letzte Detail begutachtet hätte, sollte ich nach dem Hinbringen sofort die Biege machen. Das gab mir der Oberobertrainer, also der Chef des Trainerstabs, zu verstehen. Unmissverständlich.

Dieser Oberobertrainer ist ein älterer Mann. Sagen wir mal plus/minus 65. Ein echter Wiener. Dem „Mundl“ schaut er gar nicht einmal unähnlich. Mütter, wie ich eine bin, sind ihm suspekt. Das war offenkundig.

Selbstverständlich würde ich mein Kind am liebsten vor allen Gefahren und Risiken des Lebens abschirmen. Ich will ihm unliebsame Erfahrungen ersparen. Und ja, natürlich unterschätze ich das Potenzial meines Sohnes. Wie jedes andere Mutterhuhn eben.

Er wusste, dass er niemanden im Camp kennt und sich auf fremdes Terrain begibt. Und es war ihm wurscht. Er hat keine Angst vor dem Unbekannten, stattdessen ist er hungrig und neugierig aufs Leben.

Dennoch: Dieser „Mundl“-Trainer soll sich nicht so anstellen. Wer war es, der das Kind in die Höhle des Löwen brachte? Ich! Ganz genau. Und ich war es auch, die sich ohne Murren vertschüsst hat. Trotz der tonnenschweren Klöße in meinem Magen.

Mittlerweile weiß ich: Das Camp war eine gute Entscheidung. Mein Sohn hat sie getroffen. Ganz allein. Zusätzlich hat er beschlossen, diesen Oberobertrainer super zu finden. Das ist er auch. Weil er Glucken in ihre Schranken zu weisen vermag,

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