Ins neue Jahr mit Pastellgrün

Letztens war ich mit meiner Cousine in der Münchner Innenstadt unterwegs. Auf der Suche nach einem passenden Weihnachtsgeschenk für eine Freundin von ihr. Also meine Cousine suchte und ich begleitete sie dabei. Ihre Freundin, erklärte meine Cousine, wäre in puncto Geschenke etwas kompliziert. Sie hätte klare Vorstellungen davon, welche Dinge in ihrem Alltag einen Platz einnehmen dürften – und welche nicht. Das wäre so ein Achtsamkeitsding.

Heilfroh wäre sie gewesen, so meine Cousine weiter, dass sie Anfang Dezember beim Geburtstagsgeschenk für diese Freundin ins Schwarze getroffen habe – mit einem gemusterten Kaffeehäferl in Pastellgrün.

Um die Geschichte abzukürzen: Wir fanden kein Geschenk. Auf dem Heimweg telefonierten die beiden via Auto-Freisprechanlage. Es ging um Silvester.

Doch dann musste ich mitanhören, wie diese Freundin auf ein „Problem“, das sie beschäftigte, zu sprechen kam. Sie erwähnte das gemusterte Kaffeehäferl. Ihr sei bewusst geworden, dass die Farbe nicht zu ihr passe. Und sie fragte, ob es möglich sei, das pastellgrüne Häferl in ein pastellblaues umzutauschen.

Wäre ich meine Cousine gewesen, ich hätte einen Tobsuchtsanfall bekommen. Also ich hatte ihn ohnehin. Innerlich. Aber meine Cousine blieb ruhig. Ausgesprochen ruhig. Sie erklärte, dass sie die Rechnung nicht mehr habe. Dann lenkte sie das Thema wieder auf Silvester und plauderte tiefenentspannt weiter.

Kein böses Wort, auch nicht nach dem Auflegen. Chapeau! Eigentlich halte ich nichts von Vorsätzen. Aber heuer mache ich eine Ausnahme. Ich will ein klein bisschen mehr wie meine Cousine werden. Gelassen, im Alltag. Insbesondere Nervensägen gegenüber. Denn das mit der Achtsamkeit muss man ernst nehmen.

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