Putin und seine fehlende First Lady

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Selbst wenn eine Frau im Stil von Carrie Johnson auf Putins Ehrentribüne säße, wäre die Welt eine bessere, meint Brigitte Quint. Über den fehlenden Einfluss, der entscheidend sein könnte.

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Selbst wenn eine Frau im Stil von Carrie Johnson auf Putins Ehrentribüne säße, wäre die Welt eine bessere, meint Brigitte Quint. Über den fehlenden Einfluss, der entscheidend sein könnte.

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Wenn es um die First Ladys dieser Welt geht, bin ich zwiegespalten. Warum genau braucht ein Premier oder Präsident ein weibliches Anhängsel? Die Paarauftritte von Biden, Trudeau und ja, auch jene von Van der Bellen sind doch aus der Zeit gefallen. Allen voran, weil ich mich des Eindruckes nicht erwehren kann, die einschlägigen Gattinnen sind nur mit von der Partie, wenn sie ins Bild passen.

Die Jills (Biden), Sophies (Trudeau) und Doris Schmidauers dieser Welt sollen einigermaßen adrett aussehen und dem jeweiligen Wahlvolk das Gefühl vermitteln, sie stärkten ihrem Mann den Rücken. Still, unauffällig, auf Linie.
Deshalb sieht man auch so wenig von Carrie Johnson. Boris an sich ist ja schon ungehörig genug.

Auch um die Skandalnudel Michelle Bolsonaro wurde es auffällig leise. Und Katharina Nehammer? Sagen wir es mal so: Ihr Talent, in Fettnäpfchen zu treten, hat sie bereits unter Beweis gestellt.

„Man weiß erst, was man hatte, wenn man es verloren hat.“ Mir kam dieser (Kalender-)Spruch in den Sinn, als ich mir Putins Parade angesehen habe. Fiebernd suchte ich auf den TV-Bildern nach einer Frau an seiner Seite. Schon klar, das Wort „verloren“ trifft es nicht ganz. Putin tritt seit rund 20 Jahren solo auf. Wenn überhaupt, dann ist er mit der Olympionikin Alina Kabajewa liiert. Sie lebt in der Schweiz und hat angeblich etliche – wie viele, weiß niemand so genau – Kinder mit ihm. Alina Kabajewa ist still, unauffällig und auf Linie. Alles andere wäre lebensgefährlich.

Sie ist wie ein Phantom. Was wiederum zu Putin passt. Von seinen NATO-Narrativen über die Nazis in der Ukraine bis hin zu seiner Parade – Trugbilder bestimmen sein Dasein.

Man stelle sich vor, in einer Parallelwelt hätte neben ihm auf der Ehrentribüne eine Dame à la Jill, Sophie, Doris oder, noch besser (ob ihrer Penetranz), eine Carrie Platz genommen. Und diese First Lady könnte ihren Einfluss geltend machen. Still, zurückhaltend, auf Linie – aber erfolgreich. Die Welt wäre eine bessere. Und Spottmäuler, wie ich eines bin, hätten ausgedient.

Lesen Sie auch die Quint-Essenz "Grüß Gott, Sie Flegel" oder "Handysüchtiger Gorilla".

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