Solange sie Kinder sind

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Das Weltgeschehen, der Krieg. Auch Achtjährige in Österreich haben eine Haltung dazu. Über Kinder, die mehr als nur Fußballspielen.

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Das Weltgeschehen, der Krieg. Auch Achtjährige in Österreich haben eine Haltung dazu. Über Kinder, die mehr als nur Fußballspielen.

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Eine Gruppe von Buben. Volksschüler. Klassenkameraden. Ihre Leidenschaft heißt Fußball. Sie spielen in der Pause auf dem Schulhof, nach der Schule im Fußballkäfig. Dicke und enge Freundschaften sind entstanden. Fußball ist mitnichten ihr einziges Thema.

Das Weltgeschehen. Diese Buben können sich ihm nicht entziehen. Wie auch. Einer von ihnen ist der Sohn einer Ukrainerin, die seit Jahren in Wien lebt. In einer Nacht- und Nebelaktion sind ihre Eltern aus Odessa geflüchtet. Seitdem ist fast ein Jahr vergangen. In der Familie herrscht Ausnahmezustand. Zu viele unausgesprochene Emotionen auf zu engem Raum.

„Russland ist so ein großes Land. Warum will Putin auch noch die Ukraine?“, fragt er letztens in die Runde. Seine achtjährigen Mitspieler haben Antworten parat. Putin sei eine Art Teufel, meint der eine. Putin will die ganze Welt beherrschen, sagt ein anderer. Auch der Satz „Putin hat kein Herz“ fällt. Plötzlich ereifert sich einer der Buben. Er ist sichtlich zornig, stemmt die Hände in die Hüften. Die anderen reagieren erstaunt. Er ist einer der besten Spieler, schießt ein Tor nach dem anderen. Es heißt, jedes der Kinder buhle um seine Freundschaft.

Doch jetzt erklärt er den anderen seine Sicht der Dinge. Es geht um Russland. Dieses Land, so der Bub, habe Serbien befreit. Und er sei Serbe. Daher helfe er zu Putin, da dieser Serbien auch in Zukunft beschütze.

Einem Großteil der Buben ist mittlerweile die Lust an dieser Unterhaltung vergangen. Sie bolzen bereits weiter. Einige wittern die Chance auf ein Tor. Der Torschützenkönig ist ja gerade abgelenkt. Als dieser das merkt, stürmt er aufs Spielfeld. Der Bub mit der ukrainischen Mutter passt ihm den Ball zu. Tor! Die Buben jubeln, klatschen sich ab. Ein Pulverfass.

Lesen Sie auch die Quint-Essenz "Lugner, gaga? Mitnichten!" oder "Stimmen im Kopf".

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