Superspreader: Vom Held zum Schurken

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Der Begriff "Superspreader" ist irgendwie irreführend.

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Der Begriff "Superspreader" ist irgendwie irreführend.

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Das Wort „Superspreader“ ist für mich als Nicht-Virologin irgendwie irreführend. Superspreader klingt wie einer dieser Superhelden, auf die mein Sohn so abfährt. „Superman“, „Iron-Man“, „Captain America “, „Batman“ – da fehlt nur noch „Superspreader“.

Leider ist das Patent für den Begriff in unserer neuen Corona-Welt schon vergeben. Die Ärzte bezeichnen damit jene Menschen, die infiziert sind und besonders viele andere anstecken. Für solch ein Charakteristikum hätte man sich auch ein weniger heroisches Wort aussuchen können. Krankheitsverbreiter würde meiner Ansicht nach völlig ausreichen. Gleichzeitig muss man den Hollywood-Studios vorwerfen, dass sie den Superspreader-Ausdruck schon längst hätten vermarkten können.

Vor der Covid-19-Epidemie hat kein Hahn danach gekräht. Die Folge: Anstatt mit übermenschlichen Fähigkeiten das Böse zu bekämpfen, treiben oder trieben Superspreader in Chören, Bars, Zeltfesten oder Omnibussen ihr Unwesen. Sie sind nicht Held, sondern Schurke.

Superhelden haben mich früher nicht die Bohne interessiert. Sie sind erst Bestandteil meines
Lebens, seit mein Sohn im Kindergarten ist. Dort wurde er von Gleichgesinnten in die Welt der mutigen Muskelmänner eingeführt. Ich habe gelernt, sie zu lieben. Ein Alltag ohne Superheld ist für mich unvorstellbar geworden. Ich mag den Gedanken, dass es da draußen jemanden gibt, der die Welt zu einer besseren machen will. Und wäre dieser Charakterzug ansteckend, dann käme der Superspreader wieder ins Spiel. Dann aber wäre er der Held. Irgendwie irreführend.

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