Versagen und sparen
Muss eine gute Mutter den Adventskalender selbst basteln? Darüber scheiden sich die Geister...
Muss eine gute Mutter den Adventskalender selbst basteln? Darüber scheiden sich die Geister...
Für mein Kind wollte ich einen Adventskalender basteln. 24 Säckchen mit 24 kleinen Goodies. Liebevoll dekoriert. Seit dem Sommer spreche ich davon. Als mein Mann meinte, ich solle mich weniger stressen und lieber einen fertigen Kalender kaufen, giftete ich ihn an. Der gemeine Mann würde stets den bequemsten Weg einschlagen, warf ich ihm vor.
Doch dann war er da, der 1. Dezember. Mit einem Kloß im Magen erklärte ich am Morgen meinem Kind, dass es seinen Adventskalender erst am Abend öffnen könne. In der Mittagspause rannte ich los. Ich erstand nur drei Goodies. Warum nicht mehr? 99 Prozent dieses Krimskrams sind Unfug, und fragen Sie nicht, was der mittlerweile kostet ...
Zu Hause bastelte ich drei Säckchen aus Papier und hängte sie an eine kleine Holzleiter. Meinem Kind erklärte ich, dass ich die Säckchen nach und nach auffüllen werde. Ich faselte etwas von berufstätiger Mutter und so. Goodie Nummer eins, eine Plastikratte, fand mein Kind prima. Goodie Nummer zwei, ein Radiergummi, schon weniger. Goodie Nummer drei, eine Wäscheklammer mit einem Rentierkopf, nahm es achselzuckend hin. Dann stand auch schon Goodie Nummer vier bis acht an. Mindestens.
Ich hetzte über die Mahü. Krempel, soweit das Auge reicht. Am Ende landete ich in einem Spielzeuggeschäft. Die fertigen Adventskalender waren um 50 Prozent reduziert. Auch der Lego-„Harry Potter“-Kalender. Ich trug ihn zur Kassa, bezahlte. Reumütig ging ich heim. Ich suchte das Gespräch mit meinem Kind, erklärte mich. Das wiederum hörte nur „Lego“ und „Harry Potter“, machte Luftsprünge.
Die hämischen Blicke meines Mannes ertrug ich mit Würde. Denn er wäre nie auf die Idee gekommen, den Adventskalender erst am 4. zu besorgen!
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