Von traurigen Scheichs

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Brigitte Quint diskutiert mit ihrem Kind über das politisch korrekte Faschingskostüm.

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Brigitte Quint diskutiert mit ihrem Kind über das politisch korrekte Faschingskostüm.

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„Eskimos wohnen am Nordpol“, erklärt mein Sohn. Ich stocke. Eskimos? Darf man das noch sagen? „Inuits heißt das“, murmle ich und hoffe, dass ich mein Halbwissen nicht weiter ausführen muss. „Warum nicht Eskimo?“ kommt natürlich. Ich erkläre, das Wort würde die Betroffenen traurig machen. Mein Kind schaut betreten. Es erzählt, sein Freund wolle sich im Fasching als Eskimo verkleiden. „Das darf er dann doch nicht, oder? “

Die Sache mit den Kostümen im Kindergarten ist ein ideologisches Minenfeld. Indianer-Verkleidung ist verpönt. Die von Cowboys auch. Zumindest ihre Pistolen. Militär-Look geht gar nicht. Prinzessinnen-Kleider gelten als Verrat an der Emanzipation. Und die „Greta-Thunberg-Masken“ verspotten den Klimaschutz. Das Thema spaltet die Elternschaft. Die einen mimen die politisch korrekte Verkleidungspolizei, die anderen bestehen auf Narrenfreiheit. Ich verstehe mich als passives Mitglied von Gruppe eins.

Mein Kind will sich heuer als Scheich kostümieren. Ich selbst habe im Urlaub das weiße Mini-Gewand gekauft. Aber: Ist Scheich besser als Eskimo? Ein Scheich ist jedenfalls nicht traurig, wenn man ihn Scheich nennt. Ich google „Eskimo“ und erfahre: Früher wurde der Begriff fälschlicherweise mit „Rohfleischesser“ übersetzt. Heute ist das Wort rehabilitiert. Dann tippe ich „Scheich & Fasching“ ins Suchfeld. Auf zig Seiten ist zu lesen, wie hochgradig diskriminierend Scheich-Kostüme seien – viel schlimmer als Indianer-Outfits. Kleinlaut sage ich: „Die Mama hat sich geirrt. Nicht die Eskimos sind traurig, sondern die Scheichs. Geh lieber als Feuerwehrmann.“ Zur Sicherheit.

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