Zum Teil Zeit

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"Mütter in der Teilzeitfalle". Eine Debatte, die Brigitte Quint regelmäßig verstört. Über Zeitvertreib, Zeitaufteilung und Zeitgenossen.

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"Mütter in der Teilzeitfalle". Eine Debatte, die Brigitte Quint regelmäßig verstört. Über Zeitvertreib, Zeitaufteilung und Zeitgenossen.

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In meinem Bekanntenkreis reduzieren immer mehr Menschen ihre Arbeitsstunden. Von Vollzeit auf eine 30-Stunden-Woche. Meistens legen sie ihre Stunden dann so, dass der Freitag als Arbeitstag wegfällt und ein langes Wochenende rausspringt. Ich bin hin- und hergerissen, ob ich neidisch sein soll. Selbst wenn ich wollte, ich könnte nicht so einfach reduzieren.

Und wenn ich es könnte, würde ich eher pro Tag weniger Stunden arbeiten und mein Kind früher abholen. Wir gingen dann mindestens einmal unter der Woche mit unserer Jahreskarte in den Schönbrunner Tiergarten. Wenn es leer und ruhig ist. Jetzt ist dafür nur am Wochenende Zeit. Das bedeutet Gedränge – Ende nie.

Oder ich würde in Ruhe zu kochen. Gott bewahre, ich hasse kochen. Aber dieses Gehetze, vor dem Zubettgehen noch irgendetwas auf den Tisch zu kriegen, im Zweifel noch im Eilverfahren (inklusive quengeligem Kind) einkaufen zu müssen, nervt.

Jene Bekannten, die jetzt Teilzeit arbeiten, sind (freiwillig) kinderlos. Ein Großteil auch ohne Partner. Mütter in meinem Umfeld arbeiten so gut wie alle Vollzeit. Schon klar, das ist auf meine Akademiker-Großstadtbubble zurückzuführen. Jedenfalls wollen die, die ihre Stunden reduzieren, nun mehr Klettern gehen, übers Wochenende verreisen – oder länger im Kaffeehaus lesen. Oft sagen sie mir, sie sähen keinen Sinn darin, ihre Lebenszeit in einen Job zu investieren. Es gäbe niemanden, der am Ende Nutznießer davon sei. Ohne Frage. Das ist ein Punkt.

Doch bedeutete das im Umkehrschluss, mein Kind ist Nutznießer meiner Vollzeitstelle? Das bezweifle ich. Die Debatte „Mütter in der Teilzeitfalle“ verstört mich daher regelmäßig. Es hat durchaus familiäre Vorteile, weniger zu arbeiten. Bei uns übernimmt übrigens mein Mann mindestens die Hälfte der Care-Arbeit. Anders ginge es nicht. Nur für den Fall, dass mich jetzt jemand als Anti-Feministin bezichtigen wollen würde.

Lesen Sie auch die Quint-Essenz "Solange sie Kinder sind" oder "Hausbackene Ängste".

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