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Rabl ist „Kurier"-Chef, Dichand der Sieger

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Buchstäblich über Nacht wurde Franz Ferdinand Wolf als „Kurier"-Chefredakteur abberufen. Seit Montag leitet Peter Rabl die Tageszeitung, Chefredakteur, Herausgeber und Geschäftsführer der „Kurier"-Redak-tionsgesellschaft in einem. Allerdings muß er noch - laut Redaktionsstatut -das Vertrauensvotum der „Kurier"-Redaktion bekommen, woran er bei einem ersten Anlauf gescheitert ist. Peinlich wäre nur, dann vor allem auch für die Eigentümer, sollte er diesmal - noch dazu bereits bestellt -ebenfalls nicht akzeptiert werden.

Rabl, von 1975bis 1980 bereits mit redaktionellem „Kurier"-Vorleben, hat angekündigt, daß er das Blatt als „größte österreichische Qualitätszeitung weg vom Boulevard neu positionieren" und die begonnene Regiona-lisierung zurücknehmen will.

Das „Kommando retour!" ist im Fall der Regionalisierung besonders pikant: Denn erst vor drei Wochen ist der „Kurier" - nach Tirol und, seit September 1992, Oberösterreich - in Niederösterreich und im Burgenland zur Offensive angetreten. Diese Hott-hü-Strategie mit einem erheblichen finanziellen Einsatz betrifft zwar auch die redaktionelle Konzeption, kann aber nicht ohne das erklärte herausgeberische und verlegerische Einverständnis passiert sein.

Ob diese Entscheidung nun richtig oder falsch ist - der „Kurier" hat zuletzt empfindlich an Reichweite und Lesern verloren - steht hier nicht zur Diskussion. Unchiffriert sendet der Personal- und Positionswechsel allerdings Signale aus, die das Krone-Kurier- WAZ-Imperium - kurz: KroKuWAZ - insgesamt betreffen:

Hans Dichand hat eine weitere Runde gewonnen. Der „Kurier"-Rückzug vom Boulevard und von der Regionalisierung zum jetzigen Zeitpunkt schafft der „Krone" freie Bahn zur weiteren Expansion, Entwicklungsmöglichkeiten, die sie im weiteren Kampf gegen Kurt Falk und sein „täglich Alles" durchaus brauchen kann.

Diese,.Reichsteilung" sollte eigentlich nicht überraschen: Sie wurde nämlich bereits beim „KroKuWAZ"-Coup vor fünf Jahren (FURCHE 13/ 1988) ausgeschildert, wenn auch noch nicht vollzogen. Und wie sich der „Kurier" in Konkurrenz mit „Presse", „Standard" und Qualitätszeitungen in den Bundesländern schlagen wird, ist weder Dichands Sorge noch Revier.

Seine Revier hat sich nicht nur vergrößert, es ist scheinbar auch im Bereich der elektronischen Medieninteressen schonklar abgesteckt: Dichand konzentriert sich - wie bekannt - auf das Projekt „Krone"-TV (FURCHE 7/1993). Und der „Kurier" hat sein Radioprojekt, dessen Betreuung ja Wolf als Trostpflaster angeboten wurde.

Konzentrationspläne werden auch auf einem anderen Gebiet gewälzt: Der „KrokuWAZ"-Riese, derzeit auf vier Wiener Standorte verteilt, soll auch räumlich zusammenschmelzen. „Wir planen", wurde von WAZ-Ge-schäftsführer Günther Grotkamp der APA bestätigt, „alles an einem Platz zusammenzuführen." Definitiv sei noch nichts. Allerdings wurden beim „Krone"-Domizil am Wiener Donaukanal („Pressehaus" in der Heiligenstädter Muthgasse) bereits Grundstük-ke - mit Kauf- und Preisoption - von der „Krone" zugepachtet. Ein weiteres Indiz, wer eigentlich-und wie -da Schwerpunkte setzt.

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