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„Rätsel" Augustus

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„Eine neue ausführliche Biographie des Kaisers Augustus ist seit vielen Jahren ein Desiderat." So ein Altmeister deutscher Historie, Hermann Bengtson, in seiner eben erschienenen Augustus-Biographie.

Auch Bengtson kann das große „Rätsel" nicht lösen, wie da der skrupellose, brutal mordende junge Mann von obskurer Herkunft, dieser junge „Massenmörder" zum Augustus wird: Augustus, das ist „der durch die Götterzeichen auserkorene".

Die Vorzüge des Buches: eine redliche Darstellung des Lebens des Augustus, soweit das aus den Quellen möglich ist. Aber vieles verschönt Hermann Bengtson: so, wenn er erklärt, daß „die Freiheit des Geistes" „zu keiner Zeit größer gewesen als unter Augustus". Ovid konnte davon ein Lied singen, in seiner Verbannung am Schwarzen Meer.

Merkwürdig berührt es auch, daß Bengtson sich mit allen Kräften dagegen sperrt, zu sehen, daß die Dichter um Augustus im Dienste seiner Propaganda arbeiteten, sehr subtil, aber eben doch ganz in seinem Machtkreis: Ver-gil an ihrer Spitze.

Es wirkt rührend, wenn Bengtson verkündet: „Mit ihm beginnt ein neues Zeitalter der Menschheit". Mitnichten: Augustus war, viel enger als sein Adoptivvater, der große Caesar, in keiner Weise ein schöpferischer Geist, er war ein Restaurator in Großformat.

Der „Augustus" des Hermann Bengtson ist trotzdem lesenswert. Lädt zum Nachdenken über diesen großen Erfolgreichen ein, den Montesquieu und Gibbon als Tyrannen sahen, und viele Gläubige als Stifter eines großen, sehr römischen, Friedens.

KAISER AUGUSTUS. Sein Leben und seine Zeit. Von Herma*n Bengtson. C. H. Beck-Verlag, München 1981. 280 Seiten, Ln.. öS 300,20.

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