Die Schwierigkeit, heute Texte zum geistlichen Leben darzubieten, ist nicht gering. Christliche Praxis meint für die einen ausdrücklich religiöses Tun, für die anderen zu allererst soziales Engagement — dieser Spannung stellt sich das Werk Karl Rah- ners.
K. Lehmann, langjähriger Mitarbeiter Rahners, heute Dogmatiker in Freiburg/Br. und A. Raffelt, Assistent Lehmanns, haben es in Zusammenarbeit mit den Verlagen Benziger und Herder unternommen, ein „Geistliches Lesebuch“ aus den z. T. voluminösen Schriften Rahners unter dem Titel „Praxis des Glaubens“ herauszugeben.
Dieses Buch nun will weniger den theoretisch Interessierten ansprechen als den um die praktische Gestaltung seines Glaubens Bemühten - freilich wird nirgends der Eindruck erweckt, solches könnte ohne Nach- und Mitdenken der lesbaren, aber anspruchsvollen Texte geschehen.
Die Auswahl ordnet sich zwanglos um die Dreiheit der theologischen Tugenden — Glaube, Liebe und Hoffnung - als konzentrierende Mitte und als umfassender Rahmen jeglicher Praxis des Glaubens. In den 70 Untertiteln finden sich immerhin noch sechs bisher unveröffentlichte, eigens für diese Auswahl geschriebene Beiträge Rahners.
Der wissenschaftlich Interessierte, für den ein solcher Band immer noch als Einsteigeshilfe dienen kann, findet anhand des Quellenverzeichnisses und des Registers die Originalveröffentlichungen und Querverweise.
Der weitere Kreis der Angesprochenen aber wird über alle unverzichtbaren Fragen und unerläßliches Nachdenken hinaus das Zeugnis eines Lebens auf der Suche und im Finden des je größeren Gottes erwarten dürfen.
KARL RAHNER - PRAXIS DES GLAUBENS. Geistliches Lesebuch. Hrsg, von K. Lehmann und A. Raffelt. Benziger Verlag, Zürich-Köln, und Herder Verlag, Freiburg- Basel-Wien 1982. 479 Seiten, geb., öS 258,40.
