7054330-1991_12_13.jpg
Digital In Arbeit

Rainer zu Mozarts Requiem

Werbung
Werbung
Werbung

Salzburg hatte nie eine besondere Freude an „seinem” W. A. M. -zumindest das offizielle Salzburg nicht, auch heute noch nicht. Denn zum Jahr der 200. Wiederkehr des Todestages Mozarts rückt das Land seine sechste Landesausstellung aus dem Zentrum der Altstadt, wo Mozart gelebt und komponiert hat, vor die Tore der Stadt hinaus, in jenes Schloß Kleßheim, in dem er nachweisbar nie musiziert hat.

„Mozart-Bilderund Klänge” hat man Sich als Titel der Schau einfallen lassen. Und in der Tat, Bilder sind zu sehen, die noch in keiner Ausstellung gezeigt wurden, Bilder aus der Zeit Mozarts aus Privatbesitz, die die Musikwissenschafter begeistern werden, ebenso die Au-tographen, die Gerätschaft, auch die Mozart-Devotionalien.

Sieben Hörräume hat man eingerichtet, in denen von Mozarts frühen Werken bis hin zum Requiem, Kirchen- und Kammermusik, Jugendopern und „Don Giovanni” gehört werden können. Diese Räume wurden von bildenden Künstlern ausgestattet, Arnulf Rainer will mit seinen üblichen Übermalungen das Requiem illustrieren oder zu ihm hinführen, Valentin Oman lädt mit hohen schmalen Bildern zur

Meditation bei der Kirchenmusik ein, zur großen Symphonie schuf Max Weiler eine farbig lebhafte abstrakte Komposition.

Die Ausstellung im Schloß samt einem für die Mozart-Schau angefertigten Anbau ist in acht Bereiche unterteilt. Von Mozarts Vorfahren erfährt man, daß der Meister nicht allein von Vaters Seite her begabt war; der Vater der Mutter Wolfgangs, Wolfgang Nikolaus Pertl, zählte auch zu den Hochbegabten.

Johann Andreas Schachter, ein Freund der Familie Mozart überliefert aus der Kindheit die Geschichte von dem vier- bis fünfjährigen Wolfgang Amadeus, der bei seinem ersten Kompositionsversuch „ein Geschmire von Noten” erzeugte, nur war es nicht zu brauchen, weil sich aus diesen „dintendol-ken” ein kaum spielbares, weil so schwieriges Konzert herausschälte. Der Chronist fügt an, daß für den Kleinen „Concert spielen und Mirakel wirken einerley” sein müsse.

Dann ist man auf der großen, drei Jahre dauernden Westeuropa-Reise dabei, erfährt auf den Reisen nach Italien, daß „mein größtes anliegen opern zu schreiben” bt, man begleitet den Meister nach Mannheim und Paris, ist Kiebitz bei seinen Münchener Aufenthalten, um sich dann in Wien zur Zeit Mozarts umzusehen. Ein eigenes Kapitel bilden die großen dramatischen Werke: Entführung, Figaro, Giovanni, Cosi, Zauberflöte, Titus. Dann der Bruch mit dem Salzburger Erzbischof und Mozarts letztes Jahr. Ein Zufall, daß sein letzter Brief an seine Frau schließt: „Adieu - Ewig Dein Mozart”?

Wenn man nicht will, wird man in dieser Ausstellung nicht mit Mozarts Musik auf Schritt und Tritt berieselt. Wenn man aber will, kann man Mozartsche Kompositionen variieren, selbst komponieren und die Komposition ausgedruckt mit nach Hause nehmen: Im Kellergeschoß des Schlosses haben Komponiercomputer Einzug gehalten.

Die Ausstellung ist gut gegliedert, zeitgeschichtlich und soziologisch interessant dargestellt, die Bereiche sind überschaubar. Kostbares für Normalverbraucher, Kenner und Spezialisten wurde aus aller Welt zusammengetragen, ein Drittel der Exponate stammt von der Salzburger Internationalen Stiftung Mozarteum.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung