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Reagans Bilanz der US-Außenpolitik

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In einem Gespräch mit dem US-Nachrichtenmagazin „US News& World Report" zog der amerikanische Präsident Ronald Reagan (Bild) Bilanz über sein erstes Amtsjahr. Wir veröffentlichen an dieser Stelle die außenpolitischen Passagen des Interviews.

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In einem Gespräch mit dem US-Nachrichtenmagazin „US News& World Report" zog der amerikanische Präsident Ronald Reagan (Bild) Bilanz über sein erstes Amtsjahr. Wir veröffentlichen an dieser Stelle die außenpolitischen Passagen des Interviews.

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Herr Präsident, die Probleme zwischen Ost und West scheinen derzeit wieder an Intensität zuzunehmen. Unter welchen Umständen würden Sie in diesem Jähr mit dem sowjetischen Staats- und Parteichef Leonid Breschnew zusammentreffen ?

US-PRÄSIDENT RONALD REAGAN: Ich bin gewillt, mich mit ihm zu treffen. Ein Treffen dieser Art muß allerdings vorbereitet und sorgfältig durchgeführt werden, gute Erfolgsaussichten versprechen und sich mit wirklichen Fragen auseinandersetzen. Man ruft nicht nur einfach an und erklärt: „He, setzen wir uns zusammen, treffen wir einander."

Wir haben noch keinen Zeitpunkt festgesetzt, aber ich bin dazu bereit, sobald die Umstände es geboten erscheinen lassen.

Schließen Sie ein Gipfeltreffen aus, wenn die Sowjets in Polen einmarschieren ?

REAGAN: Das ist schwer zu sagen. Es könnte beides passieren: daß ein Treffen noch dringender oder noch weniger dringend erscheint.

Hängt ein Gipfeltreffen nicht auch davon ab, ob bei den Abrüstungsverhandlungen in Genf Fortschritte erzielt werden?

REAGAN: Nein, das glaube ich nicht. Aber das Klima in Genf beeinflußt offensichtlich unsere Beziehungen auf allen Ebenen. Gleichermaßen beeinflußt das sowjetische Verhalten insgesamt einzelne politische und diplomatische Bereiche unserer Beziehungen, Rüstungsgespräche und den Handel miteingeschlossen.

In welcher Weise betreffen die Ereignisse in Polen die amerikanischen Beziehungen zur Sowjetunion?

REAGAN: Man kann sich schwerlich vorstellen, daß eine Kommunistische Partei etwas unternehmen kann, ohne daß Moskau etwas davon weiß. Deshalb muß den Sowjets bekannt gewesen sein, was zu geschehen hatte.

Indes glaube ich, die wirkliche Frage - nicht nur für uns, sondern auch für unsere Verbündeten — ist die, welches die sowjetische Haltung zu Polen ist. Wenn Moskau militärisch interveniert, werden die Folgen sehr ernst für uns alle sein.

Hat sich Ihre Einstellung zur Sowjetunion geändert, seit Sie Ihr Amt angetreten haben?

REAGAN: Eigentlich nicht. Unsere Haltung zur Sowjetunion ist eine ohne Illusionen und ohne Vortäuschungen. Wir sehen klar, daß die zwei Länder auf total verschiedenen Wellenlängen liegen. Aber wir werden unser möglichstes tun, um die Sowjets zu überzeugen, daß die Antwort für uns alle Frieden sein muß.

Hat sich Ihre Behandlung der Außenpolitik wesentlich geändert, seit Sie im Amt sind?

REAGAN: Kaum. Ich habe den Leuten niemals geglaubt, die erklärten, wir hätten keine Außenpolitik. Wir hatten immer eine, und wir wußten, was wir taten.

Ich habe mehr als 50 Treffen mit Staatsoberhäuptern und Außenministern gehabt. Ich habe den Ministerpräsidenten von Kanada viermal getroffen, dreimal den mexikanischen Präsidenten. Mindestens dreimal kam ich mit dem westdeutschen Kanzler Schmidt zusammen, mit der britischen Premierministerin Margaret Thatcher, mit dem französischen Präsidenten, mit dem israelischen Ministerpräsidenten Be-gin und mit dem verstorbenen ägyptischen Präsidenten Sadat.

Aufgrund der sehr engen Konsultationen während des ganzen Jahres war unser NATO-Bündnis niemals besser in den letzten Jahren als es jetzt ist.

Und ich habe mich mit Führern aus der Dritten Welt in Cancun getroffen. Was ich dahinunter zu sagen gegangen bin, hätte mich angeblich bloßstellen oder mein Image zerstören sollen. Nichts dergleichen geschah. Sie haben erkannt, daß das, worüber ich gesprochen habe den Versuch darstellte, ihnen zu helfen, für ihre eigenen Leute eine lebensfähige Wirtschaft aufzubauen.

Wurde der Camp-David-Friedensprozeß durch die israelische Annexion der Golan-Höhen gestört?

REAGAN: Ich glaube, daß das ein Problem ist und wir sind sehr besorgt darüber. Wir haben mit den Israelis Kontakt aufgenommen weil wir glauben, daß die UNO-Resolution 242 für den Camp-David-Prozeß und die weiteren Verhandlungen von Bedeutung ist Und wir glauben, daß durch den Schritt Israels vieles schwieriger geworden ist.

Wollen Sie irgendwelche neuen Initiativen unternehmen, um die Suche nach Frieden im Nahen Osten zu unterstützen?

REAGAN: Wir möchten gerne. Und wir haben es ja auch getan. Botschafter Philip Habib kam gerade von einer Reise in der Region zurück, bei der er Nachschau gehalten hat, ob der Waffenstillstand im Libanon irgendwelcher Reparaturen bedarf. Er kam zurück mit der Aussage, daß alle betroffenen Parteien sich der Idee verpflichtet fühlen, die Waffenruhe zu erhalten und die kommenden Wahlen im Libanon abzuwarten ...

Wichtige Mitglieder Ihrer Administration haben mehrere Male von der Notwendigkeit gesprochen, die von den Kubanern unterstützten Guerillas in Zentralamerika zu stoppen. Wenn nicht bald etwas passiert, sehen Sie sich da nicht dem Vorwurf ausgesetzt, daß von Ihnen nur Worte, aber keine Taten kommen?

REAGAN: Nein. Denn wir haben ja Aktionen unternommen. Wir wissen aber besseres, als uns da mit einer bewaffneten Intervention zu engagieren; Kanonenboot-Diplomatie könnte viele unserer Freunde abschrecken.

Indessen stehen wir voll hinter der Regierung Duarte in El Salvador. Und wir unternehmen alles was wir können zusammen mit unseren Verbündeten in Zentral-und Südamerika, um zu einer friedlichen Lösung durch Wahlen zu kommen, die Duarte ja auch bereit ist durchzuführen.

Die große Gefahr droht von der Linken her, und es ist keine Frage, daß die Revolution von Kuba exportiert wurde und auch die Sowjetunion die Hand im Spiel hat. Wir versuchen, eine Karibik-Initiative zu lanzieren, wobei Zentralamerika miteingeschlossen ist. Mexiko, Kanada und Venezuela machen bei diesem Plan ebenfalls mit, der zum Ziel hat, eine lebensfähige Wirtschaft in diesen Staaten zu schaffen.

Wir wollen herausfinden, was für Voraussetzungen der Entwicklung es gibt und was getan werden kann, um die sozialen und ökonomischen Probleme auszutilgen, die diese Länder für den Export der Revolution so anfällig machen...

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