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Rechte Israelis — terroristische PLO

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In Jerusalem ist zur-Zeit schon völlig klar: Die Genfer Friedenskonferenz wird in absehbarer Zeit nicht stattfinden. Ohne die PLO (Organisation zur Befreiung Palästinas) werden, die Araber nicht an dieser Friedenskonferenz teilnehmen können, Jordanien ist nicht bereit (wenigstens zur Zeit), an dieser Konferenz teilzunehmen, wenn, auch die PLO zu ihr Zutritt hat, und eine Einladung dieser Dachorganisation als gleichberechtigter Gesprächspartner ist schon aus formellen Gründen nicht möglich, da. diese Organisation weder eine Regierung darstellt noch irgendeinen Staat vertreten kann.

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In Jerusalem ist zur-Zeit schon völlig klar: Die Genfer Friedenskonferenz wird in absehbarer Zeit nicht stattfinden. Ohne die PLO (Organisation zur Befreiung Palästinas) werden, die Araber nicht an dieser Friedenskonferenz teilnehmen können, Jordanien ist nicht bereit (wenigstens zur Zeit), an dieser Konferenz teilzunehmen, wenn, auch die PLO zu ihr Zutritt hat, und eine Einladung dieser Dachorganisation als gleichberechtigter Gesprächspartner ist schon aus formellen Gründen nicht möglich, da. diese Organisation weder eine Regierung darstellt noch irgendeinen Staat vertreten kann.

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Die Tageszeitung „Davar”, das inoffizielle Organ der israelischen Regierung, schrieb, daß „Israel auf seinem Entschluß beharrt, sich in keine Verhandlungen mit der PLO einzulassen. Es wird sich auch der Errichtung eines Terror-Staates, an dessen Spitze Jasser Arafat als Führer der PLO steht, widersetzen, solange sich dieser Staat in Schuß-Nähe der israelischen Bevölkerungszentren befindet. Daher ist es nun klar, daß auch keine Verhandlungen mit Jordanien zwecks Räumung der von Israel besetzten Gebiete stattfinden werden. Denn bekanntlich hat die Rabat-Gipfelkonferenz beschlossen, daß ,alle von Israel befreiten Gebiete an die PLO weitergegeben werden’ “.

In Israel las man mit großem Interesse die Rede von Jasser Arafat in Rabat, die mit dem Satz endete: „Auf Wiedersehen im befreiten Jerusalem” — und in der er sagte, daß „der Tag. des Sieges über den Zionismus und Israel, das ihn verkörpert, näher und näher kommt”.

In den von’ Israel besetzten Gebieten wurden die Beschlüsse von Rabat mit großer Genugtuung aufgenom men. Die Ost-Jerusalemer Zeitung „El Kuds” schrieb: „Der Krieg hat die Araber gestärkt und die Gipfelkonferenz hat die Araber noch weiter gestärkt.”

Die anti-jordanische Zeitung „El Fadscher” schrieb: „Jordanien mußte sich den Forderungen der Palästinenser fügen” und ein Leitartikel der Ost-Jerusalemer „El Schaab” ging noch weiter. Er spielte sich als Sprachrohr von Jasser Arafat auf und forderte, daß die Israelis sich nicht nur auf die Grenzen von 1967 zurückziehen sollen,, sondern auf die von der UNO 1947 festgelegten Grenzen, bevor es zum Befreiungskrieg kam, in dem die Juden diese (völlig unnatürlichen) Grenzen erweitern konnten. Die Zeitung fordert Rücknahme aller Araber, die seit 1947 Palästina (Israel) verlassen hatten, und Transferierung aller Israelis, die nach 1947 nach Israel gekommen sind. (1947 lebten in Israel 600.000 Juden, heute sind es zirka 3 Millionen).

Einer der Führer der israelischen Arbeiterpartei (das Rückgrat der Koalitionsregierung) erklärte mittlerweile, daß „Jasser Arafat ein Agent unserer rechtsradikalen Opposition zu sein scheint. Wir, die Regierung, waren bereit, zwecks Erreichung eines Friedens fast das ganze West- jordanland zurückzugeben. Der Oppositionsblock Likud wollte dies mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln verhindern. Es war ein/ Konfrontation, die hart auf hart ging. Dpch mit den Erklärungen der PLO, die laut der arabischen Gipfelkonferenz statt Jordanien alle geräumten Gebiete des Westjordanlandes erhalten soll, hat sich diese Diskussion erübrigt. Unter diesen Bedingungen können wir keine Verhandlungen über Rückgabe des Westjordanlandes führen, die Hoffnungen auf einen Frieden waren eine Illussion.”

Nur zehn Prozent der Araber des Westjordanlandes unterstützen noch Jordanien und König Hussein. Und sogar die wenigen, die Hussein unterstützen, fühlen sich gezwungen, sich dem anti-jordanischen Ghor anzuschließen. Um nur ein Beispiel zu geben: der Bürgermeister von Hebron, Scheich Muchamad Ali Jaabri, ein persönlicher Freund von König Hussein und einer der wichtigsten Führer des Westjordanlandes, erklärte: „Die Bevölkerung muß selbst über ihre Zukunft entscheiden — und nicht König Hussein.” Ähnliches sagte auch der Bürgermeister von Bethlehem, Elias Freij: „Erst muß ein palästinensischer Staat entstehen, der später eventuell mit Jordanien eine lose Föderation bilden kann.”

Zur gleichen Zeit gab die Fatah- Organisation (die größte Freischärlerorganisation und die dominierende Kraft in der PLO) zu, daß ihre Leute die Autos von prominenten Hussein-Anhängern irnWest- jordanland verbrannt haben. Die Warnung wurde von den meisten verstanden. Entweder gingen sie in das PLO-Lager über oder zogen es vor, zu schweigen.

Im allgemeinen ist auch die Lage der Fatah-Anhänger in den ietzten Monaten besser geworden. Die Organisation erhielt viele Gelder von arabischen Ölstaaten, zahlt ihren Beamten und „Soldaten” hohe Gehälter und viele Palästinenser, die in den letzten Jahren wegen terroristischer Umtriebe von den Israelis des Landes verwiesen worden waren, gelangen nun bei der Fatah-Organi- sation zu Amt, Geld und Ehren. So war der heutige Sprecher der PLO in Rabat ein Rechtsanwalt aus Ost- Jerusalem. Der frühere Bürgermeister des Städtchens El Bire ist heute ein Exekutiv-Mitglied der PLO und Mitglied ihrer UNO-Delegation. Die im Westjordanland ansässige politische Prominenz hingegen hat nach dem 6-Tage-Krieg ihre Führungsposition völlig verloren und konnte sie seither auch nicht mehr zurückerhalten.

Allem Anschein nach wurde bei den Beschlüssen der Rabat-Konferenz absichtlich vermieden, über das Los der Sinai-Halbinsel zu sprechen, so daß Ägypten wie auch Israel hoffen, daß man einen Krieg vermeiden kann. Besteht doch immer noch die Aussicht für eine weitere Entflechtungsphase, die zu einem Ende des Kriegszustandes führt. Doch die Verhärtung der Positionen durch die arabische Gipfelkonferenz macht eine Kriegsgefahr akuter. Wenn auch Ägypten derzeit keinen Krieg will, so ist es doch derart in die arabische Sache mitverwickelt, daß es etwa auch in den Krieg ziehen muß, wenn sich dieser zuerst nur als militärischer Konflikt zwischen Syrien und Israel entwickelt.

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