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„Rechter und notwendiger” Hexenglaube
Der Prospekt des Buchversandes „Maria aktuell”, der auch der FURCHE (23/1993) beigelegt wurde, stellt nur einen kleinen Ausschnitt dessen dar, was man dort - neben dem neuen Weltkatechismus - sonst noch auf Lager hat. Daß das Sortiment insgesamt als „katholisch-papsttreu” (Kar-' dinal Alfons Stickler) gepriesen und von Radio Vatikan in der Vorwoche im deutschsprachigen Dienst sogar empfohlen wurde, verwundert.
Der Prospekt des Buchversandes „Maria aktuell”, der auch der FURCHE (23/1993) beigelegt wurde, stellt nur einen kleinen Ausschnitt dessen dar, was man dort - neben dem neuen Weltkatechismus - sonst noch auf Lager hat. Daß das Sortiment insgesamt als „katholisch-papsttreu” (Kar-' dinal Alfons Stickler) gepriesen und von Radio Vatikan in der Vorwoche im deutschsprachigen Dienst sogar empfohlen wurde, verwundert.
Daß der Buchversand „Maria aktuell” den neuen „Katechismus der Katholischen Kirche” allen, die den Weg in eine gute Buchhandlung scheuen, etwas teurer offeriert, ist legitim. Die Verpackungs- und Versandkosten liegen nur um etwas mehr als sieben Prozent über dem Ladenpreis. Allerdings hat der auch der FURCHE beigelegte Prospekt nur rudimentär das angedeutet, was diese „Christliche Hausbibliothek” an Büchern, Videos und Cassetten zu bieten hat.
„Maria aktuell”, mit Stammhaus im deutschen Mittelbiberach, hat am 12. Dezember des Vorjahres in Rankweil eine Österreich-Niederlassung eröffnet: mit den Segenswünschen von
Diözesanbischof Klaus Küng, weil der Versand seiner Meinung nach die Zielsetzung habe, „die Verbreitung katholischer Bücher, die für die Entfaltung des Glaubenslebens von Bedeutung sind”, selektiert anzubieten. Denn das, was vielen Menschen fehle und schwerfalle, „das ist der nötige Überblick und die Fähigkeit zu geeigneter Auswahl”.
Bischof Küng dürfte es so ergangen sein wie Kardinal Alfons Stickler, bekannt als ehemaliger Präfekt der Vatikanischen Bibliothek, der noch vor Jahresfrist „Maria aktuell” als „Medienangebot” würdigte, „das sich in Abhängigkeit von der kirchlichen Obrigkeit und in Zusammenarbeit mit ihr die Verbreitung von katholisch-papsttreuen Büchern (...) zum Ziele gesetzt hat”.
„Reich der bösen Geister”
Daß sich die diesbezüglichen Empfehlungen von Kardinal Stickler und Bischof Küng etwa auch auf das „Maria aktuell”-Angebot, JDaemonologie” (Katalogzusatz zum zweibändigen Werk, das um 530 Schilling feilgeboten wird: „Feind erkannt - Gefahr gebannt. Eine präzise wissenschaftliche Abhandlung über das Reich der bösen Geister”) bezogen haben könnten, sollte ausgeschlossen werden. Was der Autor, der Päpstliche Geheimkämmerer Egon von Petersdorff dort so ausführt, führt tatsächlich ins finstere Mittelalter zurück.
„Der Hexenglaube”, wird vom Geheimkämmerer da beispielsweise „wissenschaftlich” belegt, „ist nach Scheeben als .theoretische Annahme der Möglichkeit und Wirklichkeit außernatürlicher Einwirkungen des Teufels und der Vermittlung derselben durch menschliche Organe kein Aberglaube, sondern rechter und notwendiger Glaube, und die Leugnung des Inhalts dieses Glaubens sündhafter Unglaube'”. Da es für Petersdorff Hexen gibt, ergeben sich daraus logische Schlußfolgerungen: „Können Hexenflüge stattfinden? An der Möglichkeit ist durchaus nicht zu zweifeln.” Und den Abschluß der Hexenritte bilden dann Jene höchst materiellen Liebesgenüsse, die mit Sabbat-Orgien verbunden sind”.
„Feind erkannt - Gefahr gebannt”: Daher schließt sich der Geheimkämmerer leidenschaftlich dem Urteil an, daß der Hexenhammer eigentlich „in seinen Intentionen rein und untadel-haft” gewesen sei. Logisch dann nur, daß die Inquisition- sie „begann schon gleichsam im Paradies” - für den Autor nichts anderes war als „ein Akt der Notwehr”.
Sind Gläubige überfordert?
Zufällig kann das nicht ins Sortiment gerutscht sein. Denn die Auswahl solcher und ähnlicher Bücher wird „von einem qualifizierten Beratergremium” (Stickler) getroffen, da es für die Gläubigen selbst immer schwieriger werde, „das Wahre vom Falschen” zu unterscheiden”. Wenn der Buchversand „Maria aktuell” deshalb mit fundamentalistischen Gruppierungen - etwa auch mit dem Engel werk - in Verbindung gebracht wird, liegt es an diesen „Spezialangeboten”.
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