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Referenden im Baltikum

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„Für uns Litauer war es wichtig, unseren Willen erklären zu können.” Mit diesen Worten kommentierte Aurelijus Katkevicius, innenpolitischer Referent von Präsident Vytautas Landsbergis, gegenüber der FURCHE das Referendum Litauens über Unabhängigkeit und Demokratie vom vergangenen Samstag. Katkevicius verwies auf die zahlreichen ausländischen Beobachter, die die Rechtmäßigkeit dieser Abstimmung feststellen konnten.

Daß sich die Lage im Baltikum momentan beruhigt hat und es zu keinen Störversuchen des Referendums kam, führt Katkevicius auf die Machtkämpfe im Kreml zurück. „Wir haben es mit einer Macht zu tun, der gegenüber wir nicht wissen, wie wir uns verhalten sollten.”

84 Prozent der litauischen Bürger haben an diesem Referendum teilgenommen; Gorbatschow hatte es vorsorglich per Erlaß für null und nichtig erklären lassen. 90 Prozent sprachen sich für die Unabhängigkeit aus, nur sechs Prozent dagegen. Selbst in der Hauptstadt Vilnius, die zur Hälfte von Nicht-Litauern bewohnt wird, votierten mehr als 80 Prozent für ein freies Litauen. Das anonyme „Komitee zur Rettung Litauens”, das man an die Macht putschen wollte, ist vom Erdboden verschwunden.

Am 3. März werden Estland und Lettland ähnliche Referenden abhalten. Die baltischen Staaten wollen Gorbatschows für den 17. März geplantem Referendum über eine neue Sowjetunion zuvorkommen; dieses soll von KPdSU und der Armee organisiert werden, was ein deutliches „Ja” vorhersehen läßt. Die Balten wollen deshalb nicht daran teilnehmen, was weitere Konflikte oder die Unterstellung unter das Präsidialregime be-. fürchten läßt.

D ie Aufmerksamkeit des Westens ist in dieser hochexplosiven Situation für die baltischen Staaten von größter Bedeutung.

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