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Digital In Arbeit

Resignation? Nein, danke!

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Die Krise könnte eine Chance für Arbeitgeber und Arbeitnehmer sein, sich ihrer vielen gemeinsamen Anliegen bewußt zu werden: Ein Bauunternehmer berichtet über positive Erfahrungen.

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Die Krise könnte eine Chance für Arbeitgeber und Arbeitnehmer sein, sich ihrer vielen gemeinsamen Anliegen bewußt zu werden: Ein Bauunternehmer berichtet über positive Erfahrungen.

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Es bereitet einem wohl derzeit keine Freude, Zeitungen zu lesen oder Radio- und Fernsehmeldungen anzuhören. Was braut sich da doch über unseren Köpfen zu-; sammen?

Auch die wirtschaftliche Entwicklung trägt nichts dazu bei, uns Unternehmer mit Optimismus zu beseelen. Von der Seite des Gesetzgebers werden immer mehr Belastungen einzementiert, um die Arbeitnehmer vor der Ausbeutung der Arbeitgeber zu schützen.

Was hilft es aber dem „pragmatisierten" Arbeitnehmer, wenn sein Arbeitsplatz dann aus welchen Gründen immer einfach nicht mehr existiert?

Es ist auch unverständlich, daß unsere Volksvertreter noch immer nicht gemerkt haben, daß sich auf Seiten der Unternehmer tiefe Resignation breitgemacht hat. Welche Illusionisten sind doch diese Leute, die noch immer nicht draufgekommen sind, daß der Unternehmer und seine Mitarbeiter in einem Boot sitzen! Vie- • le Arbeitnehmer sind sich jedoch dieser Tatsache bewußt - und daher sollte man nicht resignieren, sondern gerade diesem Umstand Rechnung tragen, statt auf eine Hilfe von „denen da oben" zu warten.

Es gilt selbst aktiv zu werden: Wir Unternehmer können, wenn wir wollen, ganz offen mit unseren Mitarbeitern jedes Problem besprechen. Wenn wir ein Problem als solches erkannt haben, können wir somit innerhalb des Unternehmens — ohne Einmischung von außen - gemeinsam eine Lösung erarbeiten.

Wir sind ein Baubetrieb mit 55 Mitarbeitern und haben schon im Jänner 1981 aus vielen Anzeichen erkennen können, daß sich die Auftragssituation rapid verschlechtern würde. Unser Bezirk ist vor allem durch die prekäre Situation der Industrie als Notstandsbezirk anzusprechen.

Bei etlichen Betriebsbesprechungen haben wir vor allem das Problem der Uberbrückung der Wintermonate angesprochen. Die Mitarbeiter abbauen und den Staat zur Kassa bitten wäre ein-

fach gewesen. Aus verschiedenen Gründen wollte ich dies aber nicht. Vor allem war es mir ein Anliegen, ein eingespieltes Team beisammen zu halten. Mit ihm würde es wohl leichter sein, die kommenden „sieben mageren Jahre" zu überbrücken als mit lauter neuen Gesichtern. Eine betriebliche Gemeinschaft muß sich eben auch erst finden und aneinander abschleifen. Dieser Prozeß dauert einige Zeit.

Durch Besprechungen wurde die Idee geboren, während des Jahres, den Winter teilweise einzuarbeiten. Die restliche Zeit würde dann mit Urlaub abgedeckt werden. Bis wir das gemeinsam gefunden hatten, ist wohl einige Zeit vergangen. Als wir uns dann aber auf Initiative der Belegschaft darauf einigten, den Winter so zu bewältigen, waren wir alle froh, wieder ein Problem gemeinsam gelöst zu haben.

Nach diesem Winter, der ja heuer extrem streng war, kamen wir alle in einer Art Seminar zusammen, um über unsere Erfahrungen mit dieser Lösung in gemütlicher Atmosphäre zu sprechen. Und dabei zeigte sich, daß es für die Mitarbeiter doch ein großer Unterschied ist, ob sie zu Hause sitzen, weil sie arbeitslos sind, oder ob sie diese Zeit als wohlverdiente Freizeit genießen können.

Unsere Erfahrungen waren derart positiv, daß wir heuer bereits von Februar an mit der Vorsorge für den nächsten Winter beginnen konnten. Für unsere Mitarbeiter ist es nämlich mindestens ein ebenso großes Anliegen, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben, wie für uns Unternehmer Aufträge und kontinuierliche Beschäftigung.

Gemeinsame Interessen lassen sich im Gespräch koordinieren. Vor allem können und müssen wir die Probleme im Betriebsbereich miteinander lösen. Es wäre falsch, auf eine Lösung von den Politikern oder gar den Wirtschaftstheoretikern zu warten. Aus Mangel an unmittelbaren Erfahrungen wissen sie alle ja nicht, wo der Schuh im einzelnen drückt.

Wir müssen unsere Probleme selbst lösen. Da kommt uns unsere Praxis und unser Gefühl zu Hilfe. Beziehen wir auch unsere Mitarbeiter ernsthaft und offen in unsere Probleme ein. Weil auch sie Probleme haben, stehen wir gemeinsam auf einer Ebene und können bei entsprechender Vernunft die kommenden Jahre bewältigen.

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