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Resozialisierung für 1.700 Strafentlassene

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Seit 20 Jahren besteht er nun, der „Verein für Integrationshilfe" in Wien. Seine Aufgabe: Haftentlassenen die Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu ermöglichen, ihnen Brücken zu bauen, damit sie wieder mit dem normalen Leben zurechtkommen.

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Seit 20 Jahren besteht er nun, der „Verein für Integrationshilfe" in Wien. Seine Aufgabe: Haftentlassenen die Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu ermöglichen, ihnen Brücken zu bauen, damit sie wieder mit dem normalen Leben zurechtkommen.

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Angefangen hat alles mit einfachsten Mitteln und viel Idealismus. Der damalige Gefängnis-Seelsorger im Wiener Landesgericht Anton Eder mußte dauernd erleben, daß selbst gutwillige Häftlinge nach Verbüßung ihrer Strafe einfach daran scheiterten, daß sie weder Unterkunft, noch Arbeit finden konnten. Früher oder später sah er sie im „Häfen" wieder.

Um Abhilfe zu schaffen, wurde eine Wohnung angemietet und etwas später in Breitensee ein aufgelassenes Bubenkonvikt übernommen und notdürftig adaptiert. Die einquartierten Strafentlassenen wurden von freiwilligen Helfern - in Breitensee stellte sich etwa ein junges Ehepaar mit zwei Kindern als Heimbetreuer zur Verfügung - betreut. Sie waren religiös motiviert: Mitglieder der Legio Mariae und der Cursillo-Bewegung.

Aus diesen improvisierten Anfängen ist mit den Jahren eine durchorganisierte Einrichtung geworden, an deren Spitze P. Josef Zeininger steht. Sie hat bis 1991 rund 1.700 Klienten beherbergt. Daß es sich da wirklich um Hilfe handelt, zeigt die niedrige Rückfallquote: unter zehn Prozent.

Allerdings werden die Kandidaten für die Unterbringung auf ihre Eignung für ein Leben in Gemeinschaft getestet. Alkoholiker etwa neigen zu Gewaltanwendung. Ihre Aufnahme ist problematisch und wird vermieden.

Die heutige Struktur des Vereins ist weitgehend dem Wirken des seit 1974 tätigen Sozialarbeiters Karl Buchwald zu verdanken. Ihm gelang es, den Einsatz von Zivildienern für die Betreuung sicherzustellen und die Übersiedlung in besser geeignete Objekte zu ermöglichen.

Heute verfügt der Verein über Wohnheime in Mariahilf und in Ottakring sowie über Startwohnungen in Favoriten und Hemals. Diese sind nach längerem Aufenthalt in einem der Wohnheime als letzte Stufe vor der endgültigen Selbständigkeit gedacht.

Wieder arbeiten lernen

Wichtig ist auch die Beschäftigung .der Klienten. In Zusammenarbeit mit kirchlichen Bildungshäusern und Klöstern sowie mit der Caritas hat der Verein ein Arbeitsplatzprojekt für Haftentlassene gegründet. Dadurch wurde es möglich, 387 Haftenlassene in den letzten acht Jahren während mehr als 18.000 Stunden einzusetzen.

Mittlerweile ist die Resozialisierung zu einem Anliegen der staatlichen Einrichtungen geworden. Hat da der Verein an Bedeutung verloren? Dazu Buchwald, stellvertretender Obmann des Vereins: „Unsere Tätigkeit ist heute sicherlich genauso wichtig wie vor 20 Jahren. Damals, als Rektor Eder die Vereinsstatuten festsetzte, war der Zweck des Vereins derselbe wie heute, nämlich:... die Unterstützung von Strafentlassenen, damit sie leichter ins geregelte Leben zurückfinden, durch die Führung eines Haftentlassenenheimes, durch die Hilfe bei der Beschaffung entsprechender Arbeitsstellen, durch die Betreuung von Haftentlassenen von Mensch zu Mensch."

Letzteres ist die Stärke des Vereins: die Mitwirkung freiwilliger Helfer und Helferinnen. Gerade ältere, mütterliche Frauen finden besonders gut Zugang zu vielen Klienten, die oft ohne Familie und mütterliche Zuwendung aufgewachsen sind. Dank ihrer Zuwendung hat so mancher Gestrauchelte wieder auf die Beine gefunden.

Nähere Auskünfte erteilt DSA Karl Buchwald, Beratungsstelle, Stephansplatz 6, Stiege 3, 3. Stock, Tür 13, Tel. 51552/394.

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