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Revidierte Prognosen
Zwei Prognosen für den voraus- sichtlichen Energiebedarf der Welt zur Jahrtausendwende und darü- ber hinaus kennzeichneten die weitverbreitete Vorstellung zu Beginn der achtziger Jahre: Die von der Weltenergiekonferenz 1982 veröffentlichte Analyse und die von der IIASA (Internationales Institut für angewandte Systemanalyse in Laxenburg bei Wien) erarbeitete Weltenergiestudie sahen etwa fol- gendes Szenario voraus: Bis zum Jahr 2020 würde sich der Weltbe- darf an Primärenergie mindestens verdoppeln. Eine Verdreifachung wurde nicht ausgeschlossen.
Es war klar, daß eine solche massive Ausweitung innerhalb re- lativ kurzer Zeit selbstverständlich nicht ohne massiven Einsatz von Kernenergie auskommen konnte. Daher trat auch die vom Direktor des Jülicher Kernforschungszen- trums geleitete IIASA-Studie für eine massive Ausweitung der Be- reitstellung von Atomenergie ein.
Ausgangspunkt der Überlegun- gen und Prognosen waren die damals vorherrschenden Vorstel- lungen, die stark vom Denken der Energieversorgungsunternehmen geprägt waren: Man ging vom Lebensstandard und dem Pro- Kopf-Bedarf an Energie in den Industrieländern aus, rechnete mit einem massiven Anstieg der Welt- bevölkerung und gelangte durch einfache Fortschreibung und Mul- tiplikation zu den oben erwähnten phantastischen Voraussagen. Kaum berücksichtigt wurden technische Veränderungen in der Energienut- zung, die eine dramatische Verrin- gerung der Lücke zwischen not- wendiger Primärenergie und tat- sächlich vom Konsumenten genutz- ter Energie ermöglichen.
Neuere Prognosen, etwa die von Jose Goldemberg u.a. („Energy for a Sustainable World", 1988) gehen von einer Analyse der Endnutzung von Energie und der Möglichkeiten ihrer technischen Verbesserung aus. Dabei wird eine beachtliche Erhöhung der Energie-Wirkungs- grade berücksichtigt.
Derzeit liegt beispielsweise der Durchschnittsverbrauch von Autos immer noch bei 13 Litern Benzin je 100 Kilometer (nicht zuletzt bedingt durch den hohen Anteil von US- Autos, die relativ viel verbrauchen). Nun gibt es aber neue Entwicklun- gen. Ein Chevrolet-Suzuki Produkt braucht nur mehr 4,1 und ein Toyo- ta-Prototyp sogar nur 2,4 Liter auf 100 Kilometer. Daraus ist erkenn- bar, welches Einsparungspotential vorhanden ist.Ähnliches gibt es in vielen Bereichen: Bei der Stahler- zeugung, der Warmwasserberei- tung, Beleuchtung, bei der Heizung und Klimatisierung. Einige dieser Möglichkeiten wurden bereits ver- wirklicht, andere harren noch ihrer Umsetzung und weitere gilt es zu entwickeln.
Festzuhalten ist jedenfalls: Es gibt ungeahnte Möglichkeiten, Energie zu sparen. Sie müssen nur wirt- schaftlich attraktiv gemacht wer- den. Die derzeit niedrigen Energie- preise sind diesbezüglich jedenfalls hinderlich und verleiten zur Ver- schwendung. Einsparungsmöglich- keiten gibt es dabei nicht nur in den Industrieländern. Goldemberg erwähnt etwa das Beispiel Brasi- lien. Allein in diesem einen Land ließe sich mit einem Investitions- aufwand von rund 130 Milliarden Schilling (für sparsamere Kühlag- gregate, Beleuchtung, Elektromo- toren) so viel Strom sparen, daß man auf den Bau von Kraftwerken im Wert von 570 Milliarden Schil- ling verzichten könnte.
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