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Revolutionäre unter sich

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(gra)-Oh, Fidel! Die Umarmung auf dem Flughafen von Havanna hätte nicht herzlicher ausfallen können. Nelson Mandela, weltweit geachtete Symbolfigur für den Freiheitskampf der Schwarzen in Südafrika, und Fidel Castro, einer der letzten Kämpfer für den „fortschrittlichen Sozialismus", verstanden einander sofort, obwohl beide einander noch nie begegnet waren.

Offizieller Anlaß des Besuchs war der 38. Jahrestag der kubanischen Revolution, zu dem Castro auch den früheren sandinistischen Präsidenten Ortega aus Nikaragua geladen hatte. Mandela dankte seinem Gastgeber dann auch auf seine Weise:, JDer heldenhafte Kampf des kubanischen Volkes um die Unabhängigkeit sei ein Vorbild für den Kampf der schwarzen Südafrikaner".

Noch mehr jedoch als die gemeinsamen Ziele dürfte der gemeinsame Feind, der amerikanische „Yankee-Imperialismus", die ungleichen Partner verbinden. So warf Mandela dem amerikanischen Präsidenten

Bush vor, die Sanktionen gegen Südafrika „ungerechtfertigterweise" aufgehoben zu haben, während er sie gegen Kuba noch „ungerechtfertigterweise" bestehen ließ.

Trotzdem bleiben einige Fragezeichen an dieser Visite. Was kann Mandela, selbst erst 1990 nach 28jähriger Haft entlassen, gerade an Kuba interessieren, wo die Menschenrechte schon längst mit Füßen getreten werden, wo Tausende Kubaner dasselbe Schicksal wie Mandela erleiden?

Es kann auch nicht der „fortschrittliche Sozialismus" kubanischer Prägung sein, der nur mehr vom Wohlwollen des fernen Sowjetstaates abhängt. Castro hat in seiner jahrzehntelangen Herrschaft das Land endgültig heruntergewirtschaftet, obwohl sich der „mäximo Uder" beharrlich weigert, die Zeichen der Zeit zu erkennen, kämpft er noch unverdrossen für den „wahren Sozialismus".

Welche Lehren Mandela aus diesem Besuch zieht, ist nicht klar. Man kann nur hoffen, daß Südafrika einen anderen Weg gehen wird.

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