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„Ring“-Bewußtsein

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Mit einem Handschreiben vom Dezember 1857 hatte Kaiser Franz Joseph die „Demolierung Wiens zur Weltstadt“ angeordnet. Die Ringstraße, Monument eines Großbürgertums, das sich selbst verherrlichte, entstand mit all ihren Prachtbauten. Dann wurde dieses städtebauliche Gesamtkunstwerk, das selbst im gigan-tomanen 19. Jahrhundert ein Werk von einsamer Größe und Qualität blieb, von allzu Kurzsichtigen als modischer Historien-gschnas verteufelt. Die skandalösen Bau- und „Renovierungs“-Sünden am Ring zeugen heute noch vom miserablen Geschmack, vor allem der fünfziger und sechziger Jahre. Heute be-

greift man endlich, was man angerichtet hat.

Dennoch, eine systematische „Rettung des Rings“, die dieses ganze Ensemble von den Alleen und Fassaden und Höfen bis zu den kostbar ausgestatteten Interieurs erfassen müßte, steht zum großen Teil noch aus. Nun zeigt die Wiener Creditanstalt am Schottenring eine schöne Dokumentation dieser europäischen Bauleistung. Ein rundes Ganzes. Verdienstvoll und vor allem wert, daß man diese Schau in allen Wiener Bezirken zeigte. Denn vom Ring, mit dem Österreichs politisches Schicksal so eng zusammenhängt, sollten eigentlich alle einen Begriff bekommen.

Was freilich seit Jahren aussteht, ist jene große Ausstellung, die endlich das kulturelle und geistige Gesamtbild dieser faszinierenden Epoche dokumentierte. Nächstes Jahr feiern die Wiener Festwochen das Zeitalter Kaiser Franz Josephs. Wäre das nicht der richtige Moment, die Wiener Ringstraße in ihrer ganzen Pracht vorzuführen? Schöne Worte und Lippenbekenntnisse zu Wien könnten Tat werden!

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