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Risiko muß sich lohnen

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Vorarlberg ist ein Wirtschaftsraum, in dem die Klein- und Mittelbetriebe dominieren. Da die mittelständische Wirtschaft einen wesentlichen Faktor im Strukturanpassungsprozeß darstellt, muß sie ihre Dynamik und ihr hohes Leistungspotential vermehrt nützen können - durch den Abbau bestehender Benachteiligungen sowie durch eine Stärkung der Eigenkapitalbasis der Unternehmen.

Je mehr eine Volkswirtschaft den dynamischen, innovativen Unternehmen Entfaltungsmöglichkeiten bietet, umso mehr kann die gesamte Wirtschaft den Lebensstandard, die Lebensqualität und die Zielsetzung sicherer Arbeitsplätze fördern.

Ein Dauerbrenner in der wirtschaftspolitischen Diskussion ist nach wie vor die Forderung nach steuerlichen Maßnahmen zur Verbesserung der Eigenkapitalbasis in den Betrieben. Im Rahmen eines Mittelstandsgipfels hat erst kürzlich Bundeskanzler Franz Vranitzky verbindlich zugesagt, daß die für 1989 und 1991 in Aussicht gestellten Steuerreformetappen realisiert werden, zu denen auch eine spürbare Senkung des Spitzensteuersatzes gehören wird.

Durch eine gezielte Entlastungspolitik wäre es nämlich möglich, die Leistungsbereitschaft anzuspornen und dadurch wesentliche Wachstumsimpulse zu setzen. Das trifft insbesondere für den Bereich des Fremdenverkehrs zu, der mit Steuern und Abgaben belastet wird, die international zu den Spitzenwerten zählen.

Darüber hinaus sollte durch die Einräumung flexibler Abschreibungsmöglichkeiten die Investitionstätigkeit belebt werden. Schließlich könnten insbesondere risikofreudige Unternehmen gestärkt werden, würde die Einführung eines steuerlichen Verlustrücktrages vorgenommen.

Zu einer dynamischen, modernen Wirtschaftsentwicklung gehört ferner die Einstellung, daß produktives Betriebsvermögen und im Unternehmen belassene Gewinne nicht fast zur Gänze weggesteuert gehören - die Bildung steuerfreier Rücklagen für nicht entnommene Gewinne würde ebenfalls zu einer Stärkung der Eigenkapitalbasis der Betriebe beitragen.

Einen weiteren wichtigen Bereich stellen jene Perspektiven dar, die auf eine Verbesserung der Wettbewerbsbedingungen abzielen. Dazu gehört beispielsweise die Forderung nach einem Verbot des Verkaufs unter dem Einstandspreis. Auch sollte es im Interesse der mittelständischen Betriebe zu Änderungen im Kartell-und Nahversorgungsgesetz kommen, und schließlich müßte auch die Gewerbeordnung mittelstandsfreundlicher novelliert werden.

Zur Stärkung der Wirtschaftskraft würde auch beitragen, könnte das starre Schema der Geschäftsöffnungszeiten gelockert werden, und auch die Arbeitszeiten sollten wesentlich flexibler gestaltet werden.

Bestimmend für die wirtschaftliche Entwicklung einer Region ist ihre Fähigkeit, Güter in andere Länder und andere Regionen zu exportieren. Die Exportkraft Vorarlbergs ist sehr bedeutend. Diese Exportintensität fordert natürlich auch eine moderne Weiterentwicklung auf dem gesamten Bildungs- und Ausbildungsweg.

Ein wichtiges Anliegen der exportintensiven Vorarlberger Wirtschaft ist außerdem die Forderung nach einer Verdichtung unserer Beziehungen zur EG.

Vor allem für unsere Textilindustrie wird die Lösung der EG-Problematik mehr und mehr zu einer Existenzfrage, da sie im Zusammenhang mit dem passiven Veredelungsverkehr mit Wettbe-werbsverzemingen konfrontiert wird, die sie zu einem EG-Außenseiter stempelt. Ähnliche Forderungen haben auch andere Industriezweige erhoben, wie etwa die Getränkeindustrie, die in ihren EG-Exporten gleichfalls diskriminiert ist.

Um im internationalen Wettbewerb erfolgreich zu sein, spielt

Der Voradlberger Unternehmer auch die sogenannte Neue Technologie eine entscheidende Rolle. Unter maßgeblicher Mitwirkung der Handelskammer hat sich vor einiger Zeit der Verein „Vorarlberger Technologie-Transfer-Zentrum“ konstituiert. Ziel dieser Einrichtung ist es, die Vorarlberger Wirtschaft durch die Einbringung von Informations-, Bera-tungs- und Vermittlungsleistungen in den Bereichen Innovation und Technologie zu unterstützen.

Ein weiteres Charakteristikum der Vorarlberger Wirtschaftslandschaft ist der nach wie vor bestehende Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Es wurden deshalb in Vorarlberg alle Anstrengungen unternommen, um

(Zeichnung Hubert Egartner)

durch ein dichtes Netz von Weiterbildungsmöglichkeiten die Qualifikationsstruktur zu heben.

Das Wissen von heute genügt nämlich nicht mehr für den Erfolg von morgen. Weiterbildung muß aus der Warte des Arbeitnehmers, aber auch aus unternehmerischer Sicht als ein integraler Bestandteil unserer Bildungslandschaft betrachtet werden, die Verantwortungsbewußtsein, Leistungsbereitschaft, Mitverantwortung und Kreativität fördert. Lebenslanges Lernen sichert allen eine verbesserte berufliche Qualifikation und eine erhöhte Mobilität.

Der Autor ist Präsident der Vorarlberger Handelskammer.

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