6954305-1984_23_19.jpg
Digital In Arbeit

Rückstau im Straßenbau

Werbung
Werbung
Werbung

Wie in der Sozialversicherung, bei der Tilgung der Staatsschulden und bei der Lösung der Strukturprobleme der verstaatlichten Industrie gibt es auch im Straßenbau einen Rückstau aus der Ära Kreisky: Um einerseits Mittel aus dem Straßenbaubudget für andere Zwecke abzuzweigen, anderseits aber trotzdem ungehindert weiterbauen zu können (betonieren brachte damals noch Stimmen!), wurde eine Reihe von großen Straßenbauprojekten außerhalb des Budgets von Sondergesellschaften finanziert.

Diese an und für sich nicht so unsinnige Konstruktion hat nur den kleinen Schönheitsfehler, daß die zunächst eingesparte Belastung des Budgets mit Zinsen und Zinseszinsen in dem Moment zum Finanzminister zurückkommt, wo die laufenden Einnahmen der Sondergesellschaften (Maut u. dgl.) nicht mehr ausreichen, die für die Bauten aufgenommenen Kredite zurückzahlen bzw. wenigstens die Zinsen zahlen zu können. Denn natürlich mußte der Bund gegenüber den Gläubigern dieser Gesellschaften die Garantie dafür übernehmen.

Wie von praktisch allen Fachleuten (auch den zuständigen Ressortministern der Regierung Kreisky) vorausgesagt, ist dieser Fall jetzt eingetreten. Von den Sondergesellschaften kann derzeit nur die Brennerautobahn Betriebskosten und Schuldendienst aus den Mauteinnahmen bestreiten, den anderen Gesellschaften muß der Finanzminister über die 1983 gegründete AS-FINAG (Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierung s AG) mit jährlich rund zwei Milliarden Schilling aus den für den Straßenbau vorgesehenen Mitteln unter die Arme greifen.

Da gleichzeitig die Ausgabenfür die Straßenerhaltung steigen (30 Prozent der Autobahnen sind älter als 20 Jahre), die Einnahmen aber stagnieren (durch moderne Autos und besser ausgebaute Straßen sinkt der Treibstoffverbrauch pro gefahrenen Kilometer), bleibt immer weniger Geld für den Straßenneubau.

Um diese Finanzierungslücke zu schließen müßte entweder die gerade um rund 50 Prozent erhöhte Kfz-Steu-er um weitere 70 Prozent hinaufgesetzt, eine Generalmaut für die Benützung von Autobahnen von etwa 2000 Schilling pro Jahr eingeführt oder die im Treibstoffpreis enthaltene Mineralölsteuer um. 25 Prozent erhöht werden (was die Benzinpreise um ca. 8 Prozent erhöhen würde).

Für politische Spannung, und dafür, daß wir Steuerzahler nicht zu übermütig werden, ist also, wie man sieht, auch nach dem Abblasen der großen Steuerreform gesorgt...

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung