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Rund-um-die-Uhr-Betreuung für Kinder?

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Immer mehr berufstätige Frauen, immer mehr Alleinerzieherinnen stehen immer weniger Kindergartenplätzen gegenüber. Derzeit fehlen bundesweit mindestens 170.000 Betreuungsplätze. In den Verhandlungen über das Familienpaket wurde nun neben steuerlichen Förderungen vereinbart, den Eltern vermehrt soziale Strukturen zur Betreuung und Förderung ihrer Kinder zur Verfügung zu stellen.

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Immer mehr berufstätige Frauen, immer mehr Alleinerzieherinnen stehen immer weniger Kindergartenplätzen gegenüber. Derzeit fehlen bundesweit mindestens 170.000 Betreuungsplätze. In den Verhandlungen über das Familienpaket wurde nun neben steuerlichen Förderungen vereinbart, den Eltern vermehrt soziale Strukturen zur Betreuung und Förderung ihrer Kinder zur Verfügung zu stellen.

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Auch im Gleichbehandlungspaket ist die Forderung nach einer flächendeckenden Versorgung mit Kinderbetreuungseinrichtungen enthalten. Die beiden Regierungsparteien haben sich zum Ziel gesetzt, das Finanzausgleichsgesetz in den Verhandlungen mit den Ländern so zu verändern, daß Teile der Steuereinnahmen, die vom Bund an die Länder überwiesen werden, zum Ausbau und zur Erhaltung bedarfsorientierter Kinderbetreuungseinrichtungen zweckgebunden werden. Dadurch sollen für Kinder aller Altersgruppen Einrichtungen mit entsprechenden Öffnungszeiten und sozial gestaffelten Tarifen garantiert werden.

Ausgangssituation in Österreich ist, daß derzeit bundesweit nur für rund zwei Prozent der unter dreijährigen Kinder und 61 Prozent der Kinder im Kindergartenalter entsprechende Einrichtungen existieren, wobei die Versorgungsniveaus in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich sind. Frauenministerin Johanna Doh-nal möchte eine Versorgungsquote

von 20 Prozent für unter Dreijährige und von 85 Prozent für Drei- bis Sechsjährige bundesweit erzielen.

Laut Dohnal haben erste Berechnungen ergeben, daß es zur Schaffung eines ausreichenden Versorgungsniveaus notwendig sein wird, die finanziellen Mittel für Kinderbetreuungseinrichtungen alljährlich um rund eine Milliarde Schilling anzuheben. Diesen Betrag müssen die Länder - entsprechend den jeweils fehlenden Betreuungsplätzen - aus den Ertragsanteilen, die ihnen vom Bund überwiesen werden, aufbringen.

Flexiblere Öffnungszeiten

Wiens Vizebürgermeisterin Ingrid Smejkal weist darauf hin, daß sich Dohnais Forderungen auf alle Bundesländer beziehen. Ihrer Meinung nach ist Wien mit Kinderbetreuungsplätzen bestens versorgt. Wien habe auch insofern eine Vorreiterrolle, weil die Kindergärten der Bundeshauptstadt von halb sieben Uhr früh bis 17.30 Uhr durchgehend geöffnet haben. Smejkal spricht sich auch für Betriebskindergärten aus, die in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werden sollen. Längere Öffnungszeiten der Kindergärten seien für die Gemeindekindergärtnerinnen nicht tragbar, da diese auch Kinder hätten und man hier wiederum Frauen benachteiligen würde auf Kosten einer Besserstellung anderer Frauen. Smejkal hofft auf eine vernünftige Diskussion, um hier keine Schlechterstellung der Kindergärtnerinnen zu erreichen.

Christa Raffelsberger von der MA 11, dem Kindergartenreferat, sieht die Diskussion um flexiblere Öffnungs-

zeiten der Kindergärten als gesellschaftliches Problem: „Allmählich sollte man beginnen umzudenken. Wir haben hier in Wien unsere Kindergärten elf Stunden täglich geöffnet. Nicht so wie in den Bundesländern, wo nur vormittags Betreuung möglich ist oder über Mittag geschlossen ist. Wir müssen auf das Wohl des Kindes schauen. Nach acht Stunden in der Gemeinschaft ist das Kind überfordert, es kann nicht mehr. Dies ist pädagogisch nachgewiesen. Wir Erwachsenen fordern immer kürzere Arbeitszeiten, aber unsere Kinder sollen länger im Kindergarten bleiben. Irgendetwas stimmt hier doch nicht."

Die Leiterin des Privatkindergartens Susi im siebenten Bezirk dazu: „In meinen Augen sind längere Öffnungszeiten nur eine Sache der richtigen Organisation. Warum sich die Stadt Wien dagegen sträubt, verstehe ich nicht. Bei mir kann man sein Kind auch um zwanzig Uhr abholen, wenn es vorher ausgemacht wurde. Selbstverständlich ist dies eine Preisfrage, aber flexiblere Öffnungszeiten gehören heute einfach dazu. Und die Eltern nehmen dies gerne in Anspruch. Bei meinem Kindergarten muß man mit bis zu einem Jahr Voranmeldezeit rechnen, da wir so frequentiert sind."

Ganz andere Erfahrungen mit längeren Öffnungszeiten hat die Leiterin des Privatkindergartens Mickey MouseClubim 13. Bezirk: „Wir haben von Montag bis Donnerstag von sieben bis 17 Uhr und Freitag von sieben bis 16 Uhr geöffnet. Ich hatte schon mal den Versuch gestartet, bis 18 Uhr Betreuung anzubieten, aber dieser Versuch wurde nicht genügend genützt. So saßen wir oft mit zwei bis

drei Kindern da. Die Sache mit den Öffnungszeiten ist von Gegend zu Gegend verschieden.

Jedoch machten meinen Kindergärtnerinnen die längeren Öffnungszeiten nichts aus, also von der Organisation her war es für uns kein Problem. An sich sind in Wien genügend Privatkindergartenplätze zur Zeit vorhanden. Aber speziell hier in den westlichen Bezirken gibt es zu wenig Krippenplätze. Hier müßte man sehr wohl etwas unternehmen. Auch darf man nicht vergessen, daß ein Privatkindergartenplatz auch eine Kostenfrage ist. Viele Alleinerzieherinnen können sich das nicht leisten."

Heiße Diskussionen im Herbst

Franz Bittner, Referent derkatholi-chen Privatkindergärten der Erzdiözese Wien: „Bei uns sind die Öffnungszeiten unterschiedlich, je nach Gegend. In der Regel haben wir täglich von sieben bis 17 Uhr geöffnet. Selbstverständlich richtet sich dies nach dem Bedarf und so gibt es bei uns Kindergärten, die auch bis 18 Uhr oder 18.30 Uhr besetzt sind. Man muß sich den heutigen Gegebenheiten anpassen, da sich die Lebensrealität in den letzten Jahren verändert hat."

Der Stadt Wien und den Zuständigen in dieser Frage werden hoch einige heiße Diskussionen von Seiten berufstätiger Mütter in diesem Herbst bevorstehen. Denn eines kann die Gemeinde nicht leugnen: Daß in Östereich jede zweite Frau arbeiten gehen muß, ist statistisch erwiesen, und das Mitnehmen von Kindern an den Arbeitsplatz - außer im Parlament bei den Grünen - ist gesetzlich nicht gestattet.

mehr Personen als bisher die Donau überqueren, ein verstärkter Ausbau des Straßennetzes sei daher nötig.

Nach den Vorstellungen von Planungsstadtrat Hannes Swoboda soll sich Stadterweiterung „nicht nur am Stadtrand abspielen". Am Beginn der „neuen Gründerzeit" in Wien sollten auch unter- und ungenutzte Areale im dichtbebauten Gebiet aufgewertet werden. Ein solches-derDonau-City in seinem Umfang durchaus ähnliches - Großprojekt steht für Wien-Mitte in Planung. Nach dem Vorbild der Mailänder Geschäftspassage „Vittorio Emanuele" will man den heutigen Bahnhof zu einem attraktiven Einkaufs-, Büro- und Wohngebäude umfunktionieren.

Publikumsmagneten

Im Unterschied zu den breit und massig wirkenden Hochhäusern der Umgebung soll der Bau aus fünf schlanken Türmen mit bis zu 75 Meter Höhe bestehen. Ab den dritten Ober-geschoßen aufwärts werden Büroflächen angeordnet, die für 3500 Beschäftigte konzipiert sind.

Ob allerdings ein derart großer Bedarf an Büroräumlichkeiten besteht, ist fraglich. Bis vor kurzem war die Nachfrage noch relativ groß. Aufgrund eines weltweiten konjunkturbedingten Einbruchs in der Immobilienszene erscheint die Zahl an Büroplätzen jedoch zu hochgegriffen.

Besser noch als die Donau-City ist das Projekt in Wien-Mitte ans öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen. Gleich zwei U-Bahnlinien, Schnellbahn und Busse passieren diesen Verkehrsknotenpunkt. „Revitalisierte" Aufgänge sollen die Passanten zur eleganten Einkaufsgalerie im Hause locken. Als weitere Publikumsmagneten befinden sich ein Multiplex-Kinocenter mit acht Sälen, Restaurants und Cafes in Planung.

Der Bau wird frühestens im Jahre 2001 fertiggestellt werden. Die Donau-City soll schon 1996 für die ersten Büros und Einkaufscenter beziehbar sein.

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