Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Säule in Betrieben
Im Zuge der Diskussion um die Pensionsreform ist das Thema „Betriebspension“ wieder aktualisiert worden. Auch hierfür scheint ein Umdenkprozeß dringend notwendig. Bisher haben sich nur wenige Firmenchefs motiviert gesehen, den Mitarbeitern diese Bonifikation anzubieten. Vielleicht auch deshalb, weü die 4.000-Schilling-Versicherung zu wenig attraktiv ist. Dabei könnten
sowohl Dienstgeber als auch Dienstnehmer schon jetzt Vorteüe aus diesem Angebot ziehen. Dem einen kommt eine derartige Zuwendung weitaus günstiger als eine entsprechende Gehaltserhöhung, dem anderen ist ein zusätzliches Einkommen in der Pension gesichert.
Angesichts der staatlichen Finanznöte sollte diesem Versicherungszweig mehr Leben eingehaucht werden. Ein Blick über die Grenzen zeigt, daß die betriebliche Altersvorsorge in der Alpenrepublik noch relativ unterentwickelt ist. In Österreich sind nur vier Prozent der Betriebseinkommen gedeckt, in der Bundesrepublik Deutschland liegt der Prozentsatz bei acht, in Schweden bei 18 und in der Schweiz bei 22 Prozent.
Demnächst werden Gespräche zwischen staatli-
chen Stellen und Privatversicherungen über dieses Vorsorgethema stattfinden. Man sollte sowohl über die Höhe der künftigen Betriebspensionen — es liegt ein Vorschlag für eine An-hebung auf 6.000 Schilling auf dem Tisch — als auch über die Gestaltungsform reden. Voraussetzung für eine sinnvolle Verwirklichung dieser Initiative sind aber sicher unter anderem eine steuerliche Förderung der Prämienzahlungen für Arbeitgeber und Beschäftigte sowie die Möglichkeit der Weiterführung der Betriebspension bei Firmenwechsel. Auch eine Förderung durch ein Prämiensystem könnte diskutiert wer-
den, ebenso die Besteuerung der Versicherungsleistungen zum Pensionszeitpunkt.
Um die betriebliche Altersvorsorge anzukurbeln, überlegen die Versicherer derzeit ein Vorsorgemodell, das betriebliche und individuelle Vorsorge kombiniert und im Falle der Anhebung des ASVG-Pensionsalters die Spanne zwischen Frühpension und ASVG-Pension überbrücken könnte. Wie wichtig eine Lösung für die betriebliche Vorsorge ist, läßt sich auch daraus ersehen, daß nach heutigem Stand zwischen den Pensionszusagen an Arbeitnehmer und den in den Unternehmen dafür gebildeten Rücklagen eine Differenz von etwa 40 Milliarden Schilling klafft.
Wenn also diese Ideen vom Erfolg gekrönt sein sollen, muß rasch gehandelt werden. Vor allem aber ist dem Hoffen auf den Vorsorgestaat entgegenzutreten. Der Staat wird auch sein Scherflein dazu beitragen müssen — ideell und wahrscheinlich auch finanziell. Das gilt sowohl für die „erste Säule“, die Sozialversicherung, die „zweite Säule“, die betriebliche Vorsorge, als auch für die „dritte Säule“, die Privatvorsorge. Wenn auch nur eine nicht genügend Fundament hat, sind auch die anderen gefährdet.
Der Autor ist Generaldirektor der _Bundesländer“-Versicherung und Vorsitzender der Sektion Leben im Versicherungsverband.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!