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Salzburger Drohgebärden

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Zum Salzburger Festspielfinale hatte man ein Ende des Gezeters um den neuen Festspielchef Gerard Mortier erwartet. Doch da witterten offenbar die Osterfest-spielmächer, Beate Burchardt als Generalsekretärin und Karajans Anwalt Werner Kupper, ihre Chance, Mortier seine Anmerkungen über „mafiose Beziehungen" zu Schallplattenfirmen heimzuzahlen. Zum glanzvollen Festspielende mit Claudio Abbado und Pierre Boulez brach ein neuer Streit aus.

„Ganz zufällig" hatte die Osterfestspielchefin Beate Burchardt bei einem Empfang der „Deutschen Grammophon" vor einer ORF-Kamera ihr Lamento mit diskreter Drohgebärde losgelassen: Von den neuen Festspielchefs fühle man sich ungeliebt. Die Existenz der Osterfestspiele stehe auf dem Spiel. Man überlege eine Übersiedlung nach Genf oder Luzern. Mortier leistete zwar heilige Eide, daß „zu Ostern Festspiele in Salzburg stattfinden" und daß die Projekte für 1993 („Falstaff' unter Sir Georg Solti) und 1994 („Boris Godunow" unter Claudio Abbado) fixiert seien. Aber er machte auch kein Geheimnis daraus, daß die Sommerfestspiele nicht zum Abladeplatz für alte Osterfestspielprodukte werden dürften.

Daher wird man zwischen 1995 und 1997 entsprechend einem Kuratoriumsbeschluß nur eine Oster-produktion übernehmen, wolle aber zu Ostern auch Schauspiel zeigen. Und da es mit Karaj an-Anwalt Kupper bisher zu keinem Gespräch über die Osterfestspiel-Zukunft nach 1995 gekommen ist, werde man dem Auftrag des Kuratoriums nachkommen und die „finanzielle Zusammenarbeit der beiden Festivals und das daraus entstehende finanzielle Risiko des Festspielfonds" prüfen. Höchste Zeit!

Philharmoniker-Protest

Nun meldeten sich die Berliner Philharmoniker, die die Osterfestspiele gemeinsam mit Karajan gegründet hatten, und erteilten dem Karajan-Clan, der schon von Koproduktionen mit anderen Opernhäusern träumt, eine Abfuhr. „Ein anderer Festspielort als Salzburg steht nicht zur Diskussion. Wir haben mit unserem Chef Claudio Abbado große Projekte. Wenn Außenstehende mit Spekulationen beginnen, haben wir nichts damit zu tun!"

Also Wasser auf Mortiers Mühlen, der Ostern in Salzburg mit Abbado und den Berliner Philharmonikern, offenbar aber nicht mit dem Karajan-Clan feiern will. Der Krieg der Festspielmacher scheint für den Herbst vorprogrammiert.

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