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Salzburger Wirtschaft an der Spitze

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In den Jahrzehnten nach dem Krieg entwickelte sich die Salzburger Wirtschaft so stürmisch, daß Salzburg unter den österreichischen Bundesländern - abgesehen von der Bundeshauptstadt, der eine Sonderstellung zukommt - die Spitzenposition erreichte. Nach einer vorübergehenden Verlangsamung des wirtschaftlichen Aufschwungs in den Rezessionsjahren nach 1974 konnte Salzburg im vergangenen Jahr den Anstieg seiner wirtschaftlichen Leistungskraft und des Lebensstandards der Bevölkerung fortsetzen.

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In den Jahrzehnten nach dem Krieg entwickelte sich die Salzburger Wirtschaft so stürmisch, daß Salzburg unter den österreichischen Bundesländern - abgesehen von der Bundeshauptstadt, der eine Sonderstellung zukommt - die Spitzenposition erreichte. Nach einer vorübergehenden Verlangsamung des wirtschaftlichen Aufschwungs in den Rezessionsjahren nach 1974 konnte Salzburg im vergangenen Jahr den Anstieg seiner wirtschaftlichen Leistungskraft und des Lebensstandards der Bevölkerung fortsetzen.

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Das Regionalprodukt Salzburgs wuchs im Jahr 1977 mit rund 5 Prozent wieder wesentlich kräftiger als das ge-samtösterreichische Sozialprodukt mit einer Steigerung von real 3,5 Prozent. Für Salzburg bedeutete das einen Anstieg des Regionalproduktes auf rund 53 Milliarden Schilling.

Analog dazu vermehrte sich auch der Salzburger Anteil am Aufkommen an gemeinschaftlichen Bundesabgaben, die für die Beurteilung des regionalen Wirtschaftswachstums einen aussagekräftigen Gradmesser darstellen. Einem Anstieg um 16,6 Prozent von 9,1 auf 10,6 Milliarden Schilling steht eine gesamtösterreichische Zuwachsrate von ledigüch 8,7 Prozent gegenüber. Mit einem Pro-Kopf-Steueraufkommen an gemeinschaftlichen Bundesabgaben von 25.000 Schilling rangierte Salzburg 1977 - abgesehen von Wien -deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 16.000 Schilling.

Es zeigte sich aber auch, daß die Löhne und Gehälter in Salzburg beträchtlich über dem Bundesdurchschnitt lagen und das Bundesland zudem eine sehr günstige Lohnstufenstruktur aufweist. Die Statistik des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger beweist, daß die Löhne und Gehälter der Arbeiter und Angestellten in Salzburg eine günstige Lohnstufenstruktur aufweisen, welche die niedrigsten Lohnstufen als am geringsten, dafür die höchsten Lohnstufen als am stärksten besetzt ausweist.

Verglichen mit der Entwicklung der Lohnsteuer wies das verlangsamte Einkommensteueraufkommen auf eine seit mehreren Jahren gegebene Ertragsschwäche vieler Unternehmungen hin. Trotzdem lag Salzburg auch bei der Einkommensteuer 1977 noch über dem Zuwachs des Bundesdurchschnittes.

Einen Bruttoproduktionswert von 15,5 Milliarden Schilling, der sich somit um 6,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöhte und damit wiederum über dem gesamtösterreichischen Durchschnitt lag, erreichten 1977 die Salzburger Industrieunternehmungen. Auf eine kräftige Belebung weisen

auch die Daten aus der Bauwirtschaft hin, wobei jedoch zu berücksichtigen ist, daß die Salzburger Bauwirtschaft in der vergangenen Rezession starke Einbußen erlitten hatte und daher die jüngsten Zuwachsraten auf niedrigen Basisgrößen aufbauen.

Die Großhandelsumsätze stiegen in Salzburg im Vorjahr um 15,3 Prozent und lagen weit über dem Bundesdurchschnitt von 7,4 Prozent. Die Einzelhandelsumsätze nahmen in Salzburg um 13,3 Prozent, in Österreich insgesamt um 11 Prozent zu.

Neben dem Handel brachte der Fremdenverkehr als zweiter wichtiger Dienstleistungsbereich im vergangenen Jahr ein durchaus zufriedenstellendes Ergebnis. Die Zahl der Nächtigungen stieg im Jahr 1977 trotz einer relativ schwachen Sommersaison von 19,4 auf 19,8 Millionen an; die sich daraus ergebende Salzburger Zuwachsrate von 2 Prozent liegt deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 0,5 Prozent.

In den vergangenen Wintermonaten konnte Salzburg das beste jemals erreichte Fremdenverkehrsergebnis erzielen. Von November 1977 bis März 1978 stiegen die Übernachtungen im Land Salzburg gegenüber den Vergleichsmonaten des Vorjahres um über eine Million, was einer Zunahme für das Winterhalbjahr von 18,8 Prozent entsprechen dürfte.

Die positive Entwicklung des Frem-

denverkehrs findet letztlich auch ihren Widerhall in der Handelskammer-Mitgliederstatistik. Die relativ größte Steigerung ergab sich im letzten Jahr nämlich bei derl Fachgruppenmitgliedern der Sektion Fremdenverkehr und hier besonders beim Beherbergungsgewerbe.

Das im Jahr 1977 im Bundesland Salzburg erzielte Exportergebnis vermochte hingegen nicht voll zufriedenzustellen. Die Gesamtausfuhren der

heimischen Wirtschaft erreichten zwar mit einem absoluten Zuwachs von 368 Millionen Schilling, was einer Steigerung von 5,16 Prozent entspricht, den neuen Höchstwert von 7499 Millionen Schilling, doch lag das Wachstum damit unter der gesamtösterreichischen Steigerungsrate von 6,4 Prozent. Im Jahr zuvor hatte die Wirtschaft Salzburgs noch einen Exportanstieg von 18,76 Prozent erzielen können. Die wenigen angeführten Daten be-

leuchten die Leistungskraft der Salzburger Wirtschaft, die auch am ProKopf-Vergleich des Sozialproduktes abgelesen werden kann. Mit einem Inlandsprodukt je Einwohner von 124.000 Schilling liegt Salzburg mit nahezu 17 Prozent Vorsprung weit über dem Bundesdurchschnitt von 106.000 Schilling und damit auch deutlich über dem OECD-Durchschnitt.

Vernünftigerweise dürfen die erzielten Erfolge noch nicht zu einer übermäßig optimistischen Lagebeurteilung führen. Die insgesamt positive Entwicklung der Salzburger Wirtschaft im vergangenen Jahr kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß die von der Bundesregierung verursachten Belastungen die mittelständischen Betriebe im Lande in gefährlicher Weise gefährden. Gerade die stark auslandsorientierte Salzburger Verkehrswirtschaft wird etwa durch die neue Lkw-Steuer in ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit stark getroffen, wodurch dem Staat letztlich hohe Devisenbeträge entgehen werden.

Die mit den Belastungen seitens der Bundesregierung verbundene stetige Aushöhlung der Kapitalsubstanz der überwiegend klein- und mittelbetrieblich strukturierten Salzburger Wirtschaft wird auf die Dauer aber auch zu einem arbeitsmarktpolitisch gefährlichen Abbau der Leistungsfähigkeit führen.

Daß Anzeichen für eine solche Entwicklung vorhanden sind, kann beispielsweise auf der Insolvenzenstatistik abgelesen werden. Trotz der insgesamt günstigen wirtschaftlichen Entwicklung in Salzburg gab es nämlich 1977 um 64 Prozent mehr Konkurse als im Jahr zuvor. Das erste Quartal 1978 zeigt alarmierende Ergebnisse und läßt ein weiteres Ansteigen befürchten. Die Gesamtzahl der Insolvenzen nahm von Jänner bis März gegenüber den ersten drei Monaten des Vorjahres um über 116 Prozent von 18 auf 39 zu. Bei den Großinsolvenzen lag Salzburg im ersten Quartal mit einer Gesamtschuldsumme von 306 Millionen Schüling hinter der Steiermark an zweiter Stelle und erreichte somit einen ausnahmsweise nicht angestrebten und daher unerfreulichen Spitzenplatz.

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