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Sammler als Gutachter

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Stammkundenrabatte gibt es nicht, auch keine Kataloge mit Goldrand für jene, die besonders viel und teuer kaufen. Die enge Beziehung der „Wiener Kunst Auktionen” zu ihren Sammler-Kunden drückt sich eher darin aus, daß letztere fallweise etwas fürs Auktionshaus tun dürfen: ihre Sachverständigen-Meinung abgeben. „Viele Sammler sind Top-Spezialisten, die führenden Fachleute auf ihrem Gebiet”, sagt Geschäftsführer Otto Hans Ressler. „Wir können von ihnen lernen.”

Meist sind keine aufwendigen Gutachten erforderlich, die Bestätigung der Echtheit eines Werkes genügt - am besten durch einen Experten, der auch beim Publikum als solcher bekannt ist. Das macht sich dann besonders gut in den Unterlagen. Alles läuft informell, geschieht „aus Freundschaft”. Was der Sammler davon hat? Nicht nur die Ehre, seinen Namen im Auktionskatalog wiederzufinden. Vor allem ist er der erste, der das Kunstwerk sieht. Er gewinnt dadurch viel Zeit zum Überlegen, ob das Objekt in seine Sammlung paßt.

Auch sonst ist die Beziehung zwischen Auktionshaus und Sammler ein „ständiges Geben und Nehmen”.

Denn, so Ressler: „Wirklich hoch-klassige Sammlungen beschränken sich immer auf einige wenige Künstler, die dasselbe Niveau haben.” Sie entstehen nicht durch „Ansammeln”, sondern durch zunehmende Spezialisierung. Wenn Bilder auf engem Raum nebeneinander hängen, werden Qualitätsunterschiede umso deutlicher sichtbar -das stört den Gesamteindruck. Und da für Kunstwerke, die nicht mehr in die Sammlung passen, auch in Kästen, hinter und unter den Möbeln nicht unbeschränkt Platz ist, muß sich der Sammler irgendwann von ihnen trennen. Im Auktionshaus in den Wiener Ringstraßen-Galerien freut man sich auch darüber.

Wer das Sammeln weniger professionell betreibt, sich einfach gern mit schönen Dingen umgibt, kommt zwar kaum zu Gutachter-Ehren, ein umworbener Kunde für Auktionshäuser ist er aber trotzdem. Er wird mit gezielten Hinweisen versorgt, auf alles, was ihn - aufgrund seiner bisherigen Einkäufe - interessieren könnte. Auch davon haben beide etwas. Frei nach dem Motto: „Geben und Nehmen”.

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