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Schach der Not!

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Weltweit stützen sich Hilfeleistungen auf private Organisationen und auf die eher langsamen, aber potenten öffentlichen Stellen. Ein Beispiel für die private Hilfe ist die österreichische Caritas. Sie ist nicht erst durch den BBC-Film aufgewacht, sie unterstützt schon seit Jahren kleine Auf bauprojekte in Äthiopien. Die zweite Hälfte ihres jährlichen 3,5-Millionen-Engagements besteht aus Nothilfen für die bis zur aktuellen Krise lokal begrenzten Hungergebiete des Landes.

Auf die jetzige Notsituation reagierte die Caritas inzwischen mit fünf Millionen Schilling u. a. als Beitrag für die Luftbrücke Frankfurt-Asmara-Makele. Davon sind allerdings noch vier Fünftel durch Spenden aufzubringen, erst dann sind weitere Ausgaben möglich.

Die österreichische Bundesregierung rang sich erst am 13. November 1984 zu einem entsprechenden Ministerratsbeschluß durch, obwohl schon am 20. September mit FAO-Direktor Edouard Saouma Gespräche stattfanden. Der Beschluß sieht vor, dem Welternährungsprogramm (WFP) der UNO Beträge für den Ankauf von 4000 Tonnen Nahrungsmitteln auf dem Weltmarkt zu überweisen.

Wie Ulrich Stacher, im Bundeskanzleramt mit der Katastrophenhilfe betraut, erläuterte, hat die äthiopische Regierung über das Angebot von 20 Steyr-Lkws noch keine Entscheidung gefällt. Durch diese zusätzliche Lkw-Marke sieht man sich nämlich mit künftigen Instandhaltungsproblemen konfrontiert.

25.000 Tonnen an Nahrungsmittel-Nothilfe sind im Budget 84 für die Hungernden der Welt vorgesehen. Allein Äthiopien aber benötigt in den nächsten zwölf Monaten mindestens eine Million Tonnen. Deshalb möchte der für FAO-Agenden zuständige Sek-

tionschef Robert Steiner durch einen erneuten Bericht den Ministerrat zu erhöhter Hilfe bewegen.

Was angesichts des geringen Hilfsausmaßes besonders nachdenklich stimmt, ist die Tatsache, daß auch Österreich in den letzten Jahren ständig einen — nicht geringen — Anteil der äthiopischen Exporte an hochgradig-protein-hältigen Hülsenfrüchten bekommt. Wäre es hier nicht an der Zeit, auch das Verhalten bezüglich Import von Grundnahrungsmitteln aus Hungergebieten zu ändern?

In Äthiopien selbst erfolgt die Verteilung durch das Äthiopische Katholische Sekretariat und das WFP. Beide arbeiten in Absprache mit den äthiopischen Behörden. Aber ein besonderes Problem stellen hier die von der Eri-treischen Volksbefreiungsfront (EPLF) kontrollierten Gebiete dar.

Zumindest durch die Ablehnung des am 31. Oktober angebotenen Waffenstillstandes hat General Mengistu Haile Mariam erreicht, daß an die 1,5 Millionen Menschen—in diesen Gebieten erschwerten oder keinen Zugang zu den nach Äthiopien kommenden Hilfsgütern haben.

Diese Menschen sind fast ausschließlich durch die Eritreische Hüfsorganisation ERA erreichbar, die über den Sudan die Hilfe abwickelt. Deshalb haben nun schon einige „internationale Hilfsorganisationen, wie Oxfam oder das deutsche Diakonische Werk (Brot für die Welt) die Regelung getroffen, die eingelangten Spenden auf Eritrea und Äthiopien aufzuteilen. In Österreich nimmt das österreichische Diakonische Werk in dieser Weise geregelte Spenden entgegen.

Doch Katastrophenhilfe ist nicht ausreichend: Es ist allen Hilfsorganisationen klar, daß längerfristige Hüfe zur Sicherung der Eigenversorgung nötig ist!

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