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Schicksal an der Grenze

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Revolutionen sind historische Augenblicke, in denen — für das Gefühl vieler der intellektuellen Mitstreiter — die reine Idee in Wirklichkeit übergeht. Diese Erfahrung, die ich in Budapest während des Aufstandes 1956 gemacht habe, wird im Fernsehspiel .gefristeter Aufenthalt“ vom schwer verwundeten, zur Liebe erwachenden Helden verkörpert.

Er ist so, wie wir wirklich gewesen sind: Grübler und Menschenfreund, der in diesem historischen Ausnahmezustand der Inspiration alles unternehmen will, um in aller Welt und vor allem daheim jeder Art von Unterdrückung entgegenzutreten und Gerechtigkeit zu schaffen. Hier tritt die platonische Idee, Kants kategorischer Imperativ als geschichtsfor-mende Kraft in Erscheinung.

Diesem Helden und seinen Gefährten gegenüber stehen, ebenfalls noch vom Krieg gezeichnet, die Österreicher, wie sie gewesen sind: mitfühlend und hilfsbereit, doch auch skeptisch.

Szenerie meines Fernsehspiels ist ein ziemlich verfallenes Schloß hart an der Grenze. Hier ereignet sich, überschattet von der Todesgefahr, erhellt von erotischer Zuneigung und Sehnsucht, menschliches Schicksal. Die Geschlossenheit des Ortes erlaubte es, die Sprache zum Ausdruck inneren Lebens zu verdichten.

Mein Freund Georg Madeja, Regisseur des Films, fand, so meine ich, die passende Form.

Der Versuch, politische Agitation oder Darstellung einer simulierten und also eo ipso verfälschten Wirklichkeit zu betreiben, bleibt anderen Autoren überlassen. Ich versuchte, den Geist zu fassen, der uns als Schicksal erscheint.

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