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Schicksalsschläge für die Europäische Gemeinschaft

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Viel mehr „Schicksalsschläge" hätten die Bemühungen der Bundesregierung und der Interessenvertretungen der Wirtschaft, den Österreichern einen EG-Beitritt schmackhaft zu machen, ja wirklich kaum mehr erleiden können: Zuerst das Versagen der EG bei der Jugoslawien-Krise (zumindest empfinden es die Österreicher so), dann das „Nein" der Dänen zum Vertrag von Maastricht, das hauchdünne „Ja" der Franzosen, vor allem aber die daran anschließende Diskussion über die „Entfremdung" der Brüsseler Bürokratie, und zum Schluß jetzt auch noch die Verschiebung der Ratifizierung des Vertrages durch Englands Premier John Major.

Das Entscheidende ist nicht die sachliche Bedeutung der Voten, sondern die Stimmung, die damit transportiert wird, und die viele Österreicher in ihrer

EG-Skepsis bestätigt. Die Gemeinschaft droht Österreich mit Strafzöllen für den in Graz erzeugten Chrysler-Voyager wegen angeblich wettbewerbsverzerrender Subventionierung der Ölsaaten im Briefkasten. Warum sollen wir uns das antun, ist doch g'scheiter, wir halten uns da heraus, denkt sich der im Glauben an die „Insel der Seligen" erzogene Österreicher.

Der sich abzeichnende Konjunktureinbruch hat uns gerade noch gefehlt. Wie alles Übel dieser Welt wird in den Augen von Herrn und Frau Österreicher natürlich auch dieser aus der EG-Region in unser glückliches Österreich hereingetragen. Und hat nicht dieser Tage selbst eine Interessenvertretung der Wirtschaft, nämlich der Zentralverband der Spediteure, vor einem EG-Beitritt (indirekt) „gewarnt"? Der Beitritt Österreichs kostet, ließ er verlauten, die heimischen Spediteure durch den Wegfall (!) der Zollabgaben jährlich 600 Millionen

Schilling durch Einnahmeausfälle, 2.500 Mitarbeiter könnten arbeitslos werden.

Von einer Interessenvertretung der Wirtschaft hätte man mehr kommunikationspolitisches Feingefühl erwarten dürfen. Das gilt übrigens auch für den neuen Wiener ÖVP-Obmann Bernhard Görg, der ahnen hätte können, daß auch eine berechtigte Kritik an der EG-Werbung beim derzeitigen Stimmungstief bei Oberflächlichen als Kritik an der angestrebten EG-Mitgliedschaft landet.

Kurioserweise werden auch viele derer, die zur Vorbereitung auf die EG in guter Absicht nach Brüssel zum Studium der EG-Einrichtungen geschickt werden, gelegentlich zu negativen Multiplikatoren. Glaubt man ihren Schilderungen der Regulierung der Deregulierung, dann war Herzmanovksy-Orlando ausgesprochen phantasielos...

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