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Schlachtfeld Salzburg

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Wer die Salzburger Szene seit Herbert von Karajans spektakulärem Rückzug aus dem Direktorium im vergangenen Sommer beobachtet hat, wird den Eindruck nicht los, daß da, abgesehen von allen kleinen Heckenschützengefechten und Scharmützeln, bald ein größerer Kampf jeder gegen jbden beginnen könnte.

Solange Wilfried Haslauer Landeshauptmann war, schienen alle, die Politiker eingeschlossen, das Gesicht wahren zu wollen. Sean Nachfolger Hans Katschthaler verhält sich hingegen nicht so zurückhaltend, es fallen härtere Worte als bisher übUch. “Karajan hat einzig und allein das Recht, über seine eigenen Produktionen zu entscheiden“, fuhr etwa auch Salzburgs Bürgermeister Josef Reschen scharf ins Festspielgezänk. “Alle Zugeständnisse der Herren Moser (Festspielpräsident) xmd Willnauer (Generalsekretär) sind ein durch nichts gedeckter Kotau vor Karajan, der alle teuer zu stehen kommen kann. Ich werde das nicht dulden. Moser und Willnauer haben sich wohl überlebtl“ Und Wissen-schaftsminister Erhard Busek assi-8tierte,manmüsse Karajan klarmachen, daß er sein Lebenswerk zerstöre, wenn man nicht einmal darü ber nachdenken dürfe, wie es nach ihm weitergehen solle.

Salzburgs Festspielklima hat sich rapid verschlechtert Kaum war Hans Landesmann, früher Wiener Konzerthauschef, ins Direktoriimi eingezogen, erarbeitete er für Unterrichtsministerin Hilde HawUcek ein Reformpapier, in dem das Intendantenprinzip mit je einem künstlerischen und geschäftsführenden Direktor vorgeschlagen wird. Herbert von Elarajan nannte Landes-manns Entwurf “dilettantisch“. Währenddessen ließ August Everding, Generalintendant der Münchner Staatstheater, alle wissen, daß er der Mann sei, mit Karajan die Festspiele zu sanieren.

Inzwischen haben die Festspiele aber auch Everding im Regen stehen lassen. Nach drei Jahren Arbeit an einem neuen “ Jedermann“-Kon-zept für Salzburg wurde ihm das Budget dafür gestrichen und die Uralt-Inszenierung wird aufgefrischt Salzburg hat sich endgültig entschlossen, seinem Ruf als Wiederaufbereitungsanlage ausgedienter Inszenierungen alle Ehre zu machen.

Darauf drohte Everding allerdings, wenn er selbst in Salzburg nichts werde, werde wohl der Berliner Festspiel-Chef UhichEckhardt kommen, der schon in Wien als Festwochen-Intendant sein Glück zu versuchen bereit gewesen wäre. Everding wußte genau, wie präzise diese Drohimg trifft Denn mit Eckhardt würde auch Claudio Abbado ins Direktoriinn einziehen, in dem ja auch schon Hans Landesmann, Abbados rechte Hand beim Gustav-Mahler-Jugendorchester, seinen Platz hat. Nichts würde aber Karajan mehr ärgern als Wiens Staatsopem-Musikdirektor Abbado so zu stärken.

Spätestens 1001 aber muß sich das Salzburger Karussell drehen, wenn nämlich die Verträge von Präsident Albert Moser und Generalsekretär Franz Willnauer auslaufen. Mögen auch im Juni Untere richtsministerinHildeHawlicekund das Kuratorium wieder einmal über die Lage der Festspiele konferieren, was 1091 geschieht, wird davon abhängen, ob Karajan ooch eingreifen kann und will, oder ob man in Salzburg nach einem anderen Spit-zendirigentenAusschauhaltenmuß.

Daß bis dahin in jedem Fall anstelle großzügiger Planungspolitik von Jahr zu Jahr weiterlaviert wird, ist das wahre Desaster dieser Festspiele.

EDVARO MUNCH. Von Thomas M. Messer. DuMont Kunstverlag, Köln 1969.128 Seiten, 40 Faib- und 119 SdiwBrzwdfiabK, Ln, öS 280,8a

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