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Schluß mit Resignation und Selbstmitleid

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Hoffnungslosigkeit, Resignation, Zweifel und Angst vor der Zukunft beherrschen zunehmend bäuerliches Denken. Warum? Wir stehen an einer Wendezeit. Gewaltige Veränderungen im wirtschaftlichen, politischen und geistigen Leben, mit oder ohne EG, kommen auf uns zu.

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Hoffnungslosigkeit, Resignation, Zweifel und Angst vor der Zukunft beherrschen zunehmend bäuerliches Denken. Warum? Wir stehen an einer Wendezeit. Gewaltige Veränderungen im wirtschaftlichen, politischen und geistigen Leben, mit oder ohne EG, kommen auf uns zu.

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Welche Chancen haben bäuerliche Familienbetriebe? Welche Überlebensstrategien gilt es im bäuerlichen Bereich zu entwickeln? Bringt es Erfolg, den „Kopf in den Sand” zu stekken und auf erfolgreichere politische Zeiten zu hoffen? Oder heißt die Strategie: resignieren oder...?

Neben den wirtschaftlichen Problemen gefährden die Zukunft der bäuerlichen Existenz vor allem:

□ die Tendenz zum materialistischen Denken; Neid und Tratsch gehören zu den größten Feinden des Bauernstandes. Der Egoismus hat auch vor der Familie nicht Halt gemacht. Zu spüren ist dies durch die Zunahme des Generationenkonfliktes und das Verhalten von Jung und Alt bei der Hofübergabe.

□ Resignation und Selbstmitleid, nur das Negative sehen und die Mutlosigkeit. Ein gedankenloser Umgang mit den Ressourcen zeugt auch in der bäuerlichen Gesellschaft von geistiger Trägheit und Oberflächlichkeit. Mit Jammern, „Matschkern”, primitivem Prestigedenken wurde noch kein einziger bäuerlicher Betrieb gerettet, aber weit verbreitet ist dieses Denken und Handeln nach dem „Florianiprin-zip .

□ Die „innere geistige Auswanderung” vieler bäuerlicher Menschen hat zu einem „geistigen Pendlertum” geführt, das dem bäuerlichen Menschen das Selbstbewußtsein genommen und viele Bauern auch zu einem Denken eines „pragmatisierten bäuerlichen Unternehmers” geführt hat.

□ Die am schwersten wiegende Belastung für den bäuerlichen Betrieb ist die schleichende Beziehungslosigkeit im Miteinander und im Nebeneinander der Partnerbeziehungen. Das „Menschliche” kommt auch am bäuerlichen Betrieb zu kurz.

Zusammenfassend sei festgehalten:

Die wirtschaftlichen Probleme sind groß, teilweise unüberbrückbar und verschärfen den Strukturwandel in der Landwirtschaft.

Die wirklichen Probleme des bäuerlichen Menschen liegen aber auch an ihm selbst, wenn Mangel an gesundem Selbstwertgefühl, an Konfliktkultur, wenn Zukunftsangst und Resignation gegeben sind.

Was ist zu tun?

Es geht heute um eine geistige Aufrüstung unseres Bauernstandes, als Produzent und Vermarkter von qualitativ hochwertigen Lebensmitteln, aber auch als Lebensraumerhalter und -gestalter.

Drei Faktoren werden für die Zukunft der bäuerlichen Landwirtschaft entscheidend sein:

□ Eine Agrarpolitik, die im Sinne des ökosozialen Weges die bäuerlichen Familienbetriebe zu erhalten versucht.

□ Ein positives Verhältnis von Bauer und Konsument, das in gegenseitiger Verantwortung um die gemeinsame Abhängigkeit weiß.

□ Entscheidend wird aber der „Lebensund Überlebenswille” der Bauern selbst und das „Selbstverständnis”, mit dem der Bauer „Bauer bleiben” will, sein. So gilt es für die Bauern und mit ihnen Strategien und Pläne zu entwickeln, die sie selbst beein-flußen können und mit denen sie mit hoher Wahrscheinlichkeit Erfolg haben werden. Ohne persönliche Strategien, ohne individuelle Zielvorstellungen, ohne selbstverantwortetes Handeln und ohne selbstbewußte Haltungen wird es für viele bäuerliche Betriebe kaum eine Zukunftschance geben.

Denn, für die Zukunft der bäuerlichen Betriebe wird nicht so sehr die Betriebsgröße entscheidend sein, sondern die humane und fachliche Qualitat des Denkens und Handelns des Betriebsführers und seiner Familienmitglieder.

Die Generation der zukünftigen Bauern wird mit einem neuen Berufsethos Bauer sein müssen. Die europäische bäuerliche Landwirtschaft - und damit die österreichische -braucht den „bäuerlichen Unternehmer”. Das heißt, es müssen die Werthaltungen des bäuerlichen Denkens wie zum Beispiel „nachhaltiges Wirtschaften” und „Denken in Generationen” erhalten bleiben und gleichzeitig muß der bäuerliche Mensch den neuen Entwicklungen in Wirtschaft, Gesellschaft und bei Werthaltungen gegenüber offen sein. (Marketing, EDV am Bauernhof...)

Freude am Beruf, Wille zum Erfolg, Konfliktbejahutig, Eigeninitiative und realistischer Optimismus werden Haltungen erfolgreicher bäuerlicher Unternehmer sein.

Kooperationsbereitschaft und Solidarität sind notwendige Erfolgsmaßstäbe. Falscher Stolz und primitives Neiddenken haben noch nie das Einkommen oder die Lebensqualität verbessert!

Jegliche Form von bäuerlicher Gemeinschaft gilt es deshalb zu unterstützen. Diesbezüglich ist eine radikale Änderung der Mentalität bäuerlichen Denkens notwendig.

Zitat eines niederösterreichischen Bauers: „Der Bauer will wissen, was der Nachbar weiß, aber er will nicht, daß der Nachbar weiß, was er weiß.”

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