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Schöner Grüner Bericht

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Vor kurzem legte Landwirtschaftsminister Weihs die Ergebnisse des 15. Grünen Berichtes dem Ministerrat vor. Der Grüne Bericht 1973, der vierte, den ein sozialistischer Landwirtschaftsminister der Öffentlichkeit präsentiert, stellt die umfangreichste und informativste agrarwirtschaftliche Dokumentation in Österreich dar. Er gibt nicht nur über die wirtschaftliche und soziale Situation der Bauernschaft, sondern auch über die Veränderungen in der Agrarstruktur, Probleme des Außenhandels, Fragen der Ernährung sowie über die Förderungsmaßnahmen zugunsten der heimischen Land- und Forstwirtschaft Auskunft. Fragen der Einkommenspolitik für die bäuerlichen Familien bestimmen derzeit die internationale agrarpolitische Diskussion. Rund zehn MilMonal EWQ-jBguera \vurden unruhig, als sie erfahren mußten, daß für 1Ö75/76’ nur eine vierprözentige Anhebung der Marktordnungspreise von der EG-Kommission vorgesehen ist, während die Bauernverbände mindestens 8 Prozent verlangten. Im Grünen Bericht 1973 — er muß nach § 7 des Landwirtschaftsgesetzes jedes Jahr bis zum 15. September aufgestellt werden —, an dessen Ausarbeitung auch Experten der agrarischen Interessensvertretungen teilnahmen, wird hiezu festgestellt: Für das österreichische Agrarpreisniveau sei charakteristisch, „daß die heimischen Erzeugerpreise in der Regel im unteren Drittel des westeuropäischen Niveaus liegen. Im Jahr 1973 erfuhren sie im Durchschnitt jedoch einen namhaften Anstieg, noch stärker erhöhten sich jedoch die Preise auf der Ausgabenseite der Betriebe”. Dies kommt auch darin zum Ausdruck, daß sich der Rohertrag je Hektar reduzierter landwirtschaftlicher Nutzfläche von 17.547 Schilling (1972) zwar auf 20.139 Schilling im Jahr 1973 erhöhte, der Aufwand stieg aber im gleichen Zeitraum von 16.756 auf 19.367 Schilling, so daß der Reinertrag, der auch die Verzinsung des in der Landwirtschaft investierten Aktivkapitals von rund 221 Milliarden Schilling darstellt, im Vorjahr nur 0,9 Prozent betrug.

Die Auswertung der Buchfüh rungsergebnisse von rund 2000 Testbetrieben ergab jedoch eine recht günstige Einkommensentwicklung. Während sich das Betriebseinkommen je Arbeitskraft im Bundesdurchschnitt von 44.880 (1972) um etwa 14 Prozent auf 51.111 Schilling erhöhte, nahm das Gesamteinkommen (landwirtschaftliches plus Nebeneinkommen) um 15 Prozent auf 130.536 Schilling je Betrieb zu. Besonders gute Einkommen wurden im nordöstlichen Flach- und Hügelland sowie im Alpenvorland erzielt, aber auch die wirtschaftliche Lage der Bergbauembetriebe War im Jahr 1973 generell durch eine Einkommensverbesserung charakterisiert.

Obwohl sich auch im abgelaufenen Jahr die Zahl der in der Land- und Forstwirtschaft Tätigen abermals verminderte, blieb die Abwanderung von 18.000 Menschen geringer als in . den Jahren zuvor. Die weitere Abnahme des agrarischen Arbeitskräftepotentials und die höhere reale Wertschöpfung führten zu einer Steigerung der Arbeitsproduktivität um 8,7 Prozent. Laut Volkszählung 1971 wurden 426.000 Erwerbstätige in der Land- und Forstwirtschaft gezählt.

Der jährlich aufzustellende Grüne Bericht ist für die Dotierung des Grünen Planes im Folgejahr und für die Ausrichtung seiner Maßnahmen von entscheidender Bedeutung. Das Agrarbudget 1975 wurde auf Beamten- und Ministerebene bereits verhandelt. Seit 1961 stellt der Grüne Plan die Säule der österreichischen Agrarförderung dar und trug mit seinen Maßnahmen sehr entscheidend zur Verbesserung der ländlichen Infrastruktur und zur Erhaltung der Kulturlandschaft bei. Zwischen 1961 und 1973 wurden der österreichischen Landwirtschaft aus Mitteln des Grünen Planes 8,6 Milliarden Schilling zur Verfügung gestellt, wobei 42 Prozent dieser Mittel der Verbesserung der Struktur und der Betriebswirtschaft zugute kamen. Mit diesem Maßnahmenkatalog wurden im genannten Zeitraum 39.200 Betriebe an das öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen und rund 121.000 Höfe und sonstige ländliche Anwesen wurden mit elektrischem Strom versorgt.

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