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Schritte zur Einheit

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Sowohl die Katholiken wie die Orthodoxen waren stets der Überzeugung, daß Christus nur eine Kirche gewollt und gegründet hat. Durch Jahrhunderte hindurch nahm jede Kirche für sich das alleinige Gründungsrecht in Anspruch.

Erst beim 2. Vatikanum wurde eine totale Kehrtwendung gemacht, führte Professor Ernst C. Suttner, Vorstand des Instituts für Patrologie und Ostkirchenkunde in Wien, anläßlich eines Vortrages im Wiener Katholischen Akademikerverband aus. Man war sich schon von Anfang an darüber einig, daß das von den Aposteln überkommene Erbe verschieden aufgenommen worden war, ohne die Grundwahrheiten zu zerstören.

Als dann von „Schwesterkirchen“ gesprochen wurde, war das für die Orthodoxie eine ganz neue Sprache, die ziemlich skeptisch aufgenommen, der aber offiziell nie widersprochen wurde.

1964 meinte allerdings die Panorthodoxe Konferenz, daß ein Dialog erst dann aufgenommen werden sollte, wenn sich das allgemeine Klima gebessert habe, denn im Zusammenleben der Kirchen fehle es noch an Respekt und Liebe.

Mit vielen Gesten von der Spitze her, wie der Pilgerfahrt der beiden Kirchenfürsten nach Jerusalem im Jahre 1964 und ihrem Bruderkuß, der Rückgabe der geraubten Reliquien, der Aufhebung der Bannflüche zwischen Rom und Konstantinopel, wollte man zur Reinigung der Atmosphäre beitragen und die Feindseligkeiten beider Kirchen aus ihrem Gedächtnis tilgen. 1967 folgte der Papstbesuch in Istanbul und im gleichen Jahr kam zum ersten Mal ein Patriarch - Athenagoras - nach Rom.

Naturgemäß machte man sich Sorgen um die Annäherung an der Basis. Theologensymposien in Regensburg ermöglichten nicht nur gemeinsame Arbeit, sondern boten Gelegenheit, sich kennenzulernen und miteinander zu leben.

Auch die Stiftung „Pro Oriente“ in Wien hat viel 'dazu beigetragen, um die Fronten aufzubrechen. 1974 wurde hier der Versuch unternommen, eine Zusammenkunft einzuberufen, deren personelle Zusammensetzung der der offiziellen Dialogpartner entsprach.

Diese Probe funktionierte ausgezeichnet. In den folgenden Jahren wurden die Kontakte emsig weiter geknüpft, wobei Wien mit den autokepha- len Kirchen des Balkans bahnbrechend wirken konnte. Im Mai 1980 war es dann so weit, daß auf Patmos die ersten Einigungsverhandlungen zwischen der katholischen Kirche und der Orthodoxie eröffnet wurden.

Schon vor Jahrhunderten hätten Einigungsgespräche begonnen, so Suttner; 1439 trafen sich die Verantwortlichen in Ferrara und Florenz. Doch die erzielten Ergebnisse wurden nicht beachtet, eine Verwurzelung des Gedankengutes kam nicht zustande. Die gegenseitigen Feindseligkeiten aber gingen weiter.

Die Gemeinschaft zwischen orthodoxer und katholischer Kirche sei - so der orthodoxe Patriarch Dimitrios - nicht ein Ziel, sondern ein Schritt für eine gesamte Christenheit

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