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Schützende Dämme

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Spaziergänger, die heute den Donaupark zur Erholung aufsuchen und den Weg zwischen Nibelungen-und Eisenbahnbrücke benützen, werden sich des primären Zwecks dieses begrünten und mit Sträuchern versehenen Dammes meist erst dann wieder bewußt, wenn nach länger anhalten-

den Regenfällen der Wasserstand der Donau zu steigen beginnt und der Fluß sein angestammtes Bett zu verlassen droht. Ähnliches kann für jene zahlreichen Radfahrer und Spaziergänger gelten, die den links-ufrigen, nunmehr bis zum Kraftwerk Abwinden-Asten reichenden Damm benutzen.

Der mittleren und älteren Generation von Linzern mögen dann wieder die erschreckenden Bilder vom Hochwasser des Jahres 1954 vor Augen stehen. Ein aufmerksamer Beobachter wird noch an mehreren Gebäuden die Hochwassermarken des Jahres 1954 entdecken. Ihre Zahl ist durch den Abbruch zahlreicher Objekte im Bereich der Unteren Donaulände und der Lederergasse merklich kleiner geworden. Zu vieles hat sich in den letzten dreißig Jahren gerade in diesem Bereich verändert.

Die vereinzelten Hochwassermarken erinnern aber auch noch heute daran, daß damals — um wieder im engeren Linzer Stadtbereich zu bleiben — gut die Hälfte des Pfarrplatzes unter Wasser stand, ein Passieren der Lederergasse unmöglich oder die Landesfrauenklinik trockenen Fußes nicht mehr zu erreichen war. Diese kurze Aufzählung ist nur ein Bruchteil dessen, was durch die ungeheuren Wassermassen in Mitleidenschaft gezogen wurde. Nicht zu vergessen im Bereich des Stadtgebietes ist noch die Traun, die namentlich in Zeiten der Schneeschmelze als Ge-birgsfluß große Wassermengen in die Donau wälzte und deren regelmäßig wiederkehrende Hochwässer man bereits durch die Errichtung von Dämmen Ende der zwanziger Jahre zu bändigen versuchte.

Ein rund 45 Kilometer langes Dammsystem an Donau und Traun, das so angelegt ist, daß es Hochwässern, wie zuletzt 1954, standhält, schützt mittlerweile die Stadt vor Überflutungen. Freilich bedeuten diese Sicherungsmaßnahmen noch keinen vollkommenen Schutz. Speziell die unmittelbar an der Donau gelegenen Teile von Alt-Urfahr West sind nach wie vor hochwassergefährdet, sobald die Donau einen Pegelstand von 630 Zentimetern übersteigt.

Neben Feuersbrünsten, Seuchen, Heuschreckenplagen und Erdbeben griffen

Hochwässer stark in das Leben und die Existenz des Menschen ein. Sie finden daher immer wieder in den diversen Chroniken Erwähnung. Was dort vielfach mit einem „starken Regenguß" umschrieben wird, bedeutet im heutigen Sprachgebrauch Hochwasser.

Mit einer Flutkatastrophe war nicht nur die Vernichtung der häuslichen Existenz verbunden, sondern in vielen Fällen — und das wog viel schwerer — auch die geordnete Versorgung mit Nahrungsmitteln bedroht. Im Gefolge von Uber-schwemmungen kam es daher oft zu Hungersnöten bzw. zu einem Ansteigen der Preise für Nahrungsmittel, was naturgemäß die minderbemittelten Bevölkerungsschichten hart treffen mußte.

Es gilt aber zu beachten, daß der Mensch in früheren Zeiten durch seine größere Abhängigkeit von der Natur sich besser vor Hochwassergefahren durch eine genauere Naturbeobachtung zu schützen wußte. Wie archäologische Grabungen beweisen, wurden Siedlungen und die dazugehörigen Gräberfelder jeweils in hochwassersicherem Gelände angelegt. Die Aufgabe mancher Siedlungsplätze ist vielfach durch Klimaverschlechterungen und die daraus resultierenden Folgen zu erklären.

Aus „linz aktiv" Nr. 91

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