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Schützt die Familie wie die Natur!

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31 von hundert Ehen enden heute vor dem Scheidungsrichter, genau 15.460 waren es im Vorjahr. Die Scheidungsrate hat sich gegenüber dem Beginn der sechziger Jahre verdoppelt.

Es sind nicht die ganz Jungen, die dafür anfällig sind, sondern im Schnitt Männer um 37 und Frauen um 34. Und die Kinder sind die Opfer dieses Trends: Jedes achte Kind unter 14 wurde im Vorjahr zur Scheidungswaise.

Heißt das, daß Ehe und Familie ausgedient haben?

Nein. Und dafür gibt es auch empirische und sozialstatistische Belege.

Eine vom Allensbacher Institut für Demoskopie 1985 für Baden-Württemberg ausgearbeitete Untersuchung hat, ebenso vor dem Hintergrund, daß rund jede dritte Ehe geschieden wird, gezeigt, daß trotz tiefgreifender Umorientie-rung der Bevölkerung bezüglich moralischer Normen die Uberzeugung von der Notwendigkeit der Familie für das individuelle Glück unangetastet geblieben ist.

Mehr noch: Es hat sich eine außerordentliche Diskrepanz zwischen der skeptischen Bewertung der Institution Ehe und dem eigenen Erleben und Verhalten geoffenbart. Die Beurteüung der eigenen Ehe fiel bei Frauen wie bei Männern überwiegend positiv aus. Von den befragten Deutschen erklärte nur ein Prozent, man könnte allein glücklicher sein als mit einer Familie.

Die Sehnsucht der Menschen nach einer verläßlichen und dauerhaften Beziehung spiegelt sich auch — trotz steigender Scheidungsrate — in unserer Sozialstatistik wider. Nie zuvor gab es in Österreich so viele Ehen. Uber 84 Prozent der Bevölkerung leben in einer sogenannten Kernfamilie, knapp über acht Prozent in einer „Teüfamüie“.

Das sind Fakten, auch wenn wir wissen, daß sich das Leitbüd der intakten Familie so nicht in Zahlen fassen läßt. Daß es Probleme und Krisen gibt, Belastungen, denen Familien oft nicht standhalten, Familiendramen.

Zugegeben, eine Verankerung des Schutzes von Ehe und Familie in der Bundesverfassung, von ÖVP-Obmann Alois Mock jetzt vorgeschlagen und vom Katholischen Familienverband lange gefordert, würde keine Ehe vor dem Scheitern retten, keine Famüie vor der Krise. Aber sie würde den Wert der Familie für Staat und Gesellschaft außer Streit stellen, zu ihrer rechtlichen und materiellen Förderung verpflichten.

Eine Zielvorstellung zum Krenreiben? Nein, ein Bekenntnis wie etwa jenes zum Umweltschutz. Auch damit wurde kein einziges Umweltproblem gelöst, aber ein Ankegen Verfassungsprinzip: für eine weniger selbstsüchtige Beziehung des Menschen zur Natur.

Verdient da nicht die Beziehung von Mensch zu Mensch zumindest ebenso Verfassungsschutz? Ja, denn ohne Familie ist kein Staat zu machen.

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