Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Schwache Signale
,Die ÖVP ist ein schwieriges Thema“: Beim Zeus, Ku-kacka kflnn, was er da sagt, beweisen! Der bestgehütete Beweis ist die jüngste Meinungsumfrage: ein neuer Rückschlag für die Volkspartei.
Wundern darf man sich freilich nicht: Außer schönen Europareden gibt es keine mitreißende Initiative, die einzelnen Minister werken auf eigene Faust und ohne daß die Gesamtpartei erkennbar mitzieht, Personenkonflikte schwelen ungelöst weiter, die Stimmung ist entsprechend grau.
Bei der SPÖ ist sie kaum besser. Der bevorstehende Parteitag am Vorabend der Hundertjahrfeier der Partei wird viele Fragen nach Inhalten und Zielen der Sozialdemokratie von morgen unbeantwortet lassen. Die Identitätskrise ist nicht zu übersehen. Auf hundert offene Probleme hat die SPÖ nur eine und immer dieselbe Antwort: Vranitzky. Das Un-genügen dieser Universalantwort wird bald deutlicher werden.
Die traditionellen Parteien sind geistig ausgelaugt, die meisten Personen verbraucht. Noch wird vordergründig von „Grundsatzpolitik“ geredet, aber hinter den Kulissen machen sich wieder die Taktiker zu schaffen.
Bei der ÖVP haben noch immer nicht alle den schwarzblauen Kleinkoaliti-onstraum ausgeträumt. Sie schüren das Gerücht, Jörg Haider freue die Rolle des Oppositionsführers nicht mehr recht, er suche die vorzeitige Neuwahl in Kärnten, um dort den Landeshauptmannsessel anzupeilen. Manche ÖVP-Strategen meinen, man sollte ihm dazu verhelfen, und hätte dann eine Gegenforderung an die FPO nach der nächsten Nationalratswahl gut.
Aber die SPÖ-Strategen schlafen auch nicht. Ein mit ÖVP-Hilfe gewählter Landeshauptmann Haider böte einerseits „3ürgerblock“-Munition. Aber außerdem wäre ein neuer FPÖ-Bun-desparteiobmann zu wählen: Norbert Gugerbauer? Mit einem solchen könnte die SPÖ durchaus wieder ins Bundeskoalitionsbett steigen...
Wenn es um die besseren Taktiker geht, darf man die SPÖ nicht abschreiben. Auf die ÖVP lauern an vielen Ek-ken und Enden Gefahren. Was diese Partei nicht länger entbehren kann, sind Langzeitstrategieplanung, Autorität, ein Mindestmaß an Disziplin und eine überzeugende Mobilisierung aller Personalreserven.
Letzteres täte auch der SPÖ sehr gut. Das wirksamste Mittel hiezu wäre ein echtes Personenwahlrecht. Dazu aber fehlen beiden Großparteien Mut und Kraft. Und das sollen Signale für die Zukunft sein?
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!