6923086-1981_51_19.jpg
Digital In Arbeit

Schwacher Text, starke Wirkung

Werbung
Werbung
Werbung

„Wie war das damals?“ von Jean Bouchaud im Wiener Akademietheater ist ein braves Stück. Ein Stück über eine alte Frau, die von ihrer Tochter ins Altersheim abgeschoben wird. Vor allem aber ist es ein Stück mit einer Rolle für Paula Wessely.

Paula Wessely ist eine ganz Große. Sie macht nicht nur ein recht mittelmäßiges Stück sehenswert, zwingt zum Nachdenken über verlogene Fürsorglichkeit. Sie zeigt auch, was Schauspielkunst vermag, wenn sie einen harmlosen Text mit Leben erfüllt. Hier ist die Redensart von dem, was zwischen den Zeilen steht, einmal angebracht. Bei Paula Wessely steht zwischen den Zeilen die sparsame Mimik, die mit winzigen Gesten erzielte Wirkung, stehen Hilflosigkeit, Bitterkeit, Anteilnahme, die volle Wachheit eines ungebrochenen Geistes.

Die alte Frau zieht am Ende doch nicht zur jungen Wohnungsmaklerin, sondern ins Heim. Schade — das Happyend wäre nicht als süßlich, sondern als unkonventionell, als Angebot einer Problemlösung empfunden worden. Auch Realismus von der Stange hat eben seine Moden.

Marika Adam und Aglaja Schmid spielen, bei vollem Einsatz, sozusagen immer einen Schritt hinter Paula Wessely, und Paul Hoffmann zeigt, was eine uneitle, an Effekten desinteressierte, also im besten Sinne „altmodische“ Regie vermag.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung