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Schwärmer

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(Akademietheater, Wien; „Die Schwärmer” von Robert Musil) „Die Vorgänge sind ... nichts. Das Geistige des Dialogs ist alles: und es ist viel. Musil gehört zu den wenigen, die wirklich über einen spielenden überlegenen Geist verfügen ... Musil ist kein Moralist und kein Berserker, sondern Menschenkenner und Ironiker. Es ist nicht seine Sache, Charaktere massiv hinzustellen; ihm ist an der Spiegelung der Menschen im hin- und hergleitenden, nicht abreißenden, flüssigen Dialog gelegen. Er schreibt in einem ganz speziellen Sinn Konversationsstücke.”

Alfred Döblin münzte diese Sätze auf Musils „Vinzenz”, aber sie charakterisieren ebenso hervorragend dessen „Schwärmer”. Ein Stück, in dem Menschen, deren Beziehungen zerbrechen, die seelischen und moralischen Hintergründe ihres Scheiterns, ihre eigenen Reaktionen darauf, ihre Positionen reflektieren.

Es geht um den ewigen Widerspruch von Bindung und Freiheit, um Treue und Verrat gegenüber sich und den anderen und darum, was dem Menschen bleibt, wenn alles um ihn und einiges in ihm zusammenbricht.

Das Paradox dieses großartigen, widerspruchsvollen Werkes besteht darin, daß es seine stärkste Bühnenwirksamkeit erreicht, wenn sich äußeres Geschehen in Reflexion bricht und Reflexion das Geschehen vorantreibt und seine schwachen Momente hat, wenn Musil (er war nun einmal kein Dramatiker) dem Theater Konzessionen macht.

Erwin Axer verhalf dem ebenso wichtigen wie vernachlässigten Werk zur gültigen Erscheinung. Großartig Joachim Bißmeier, Erika Pluhar, Gertraud Jesserer. Wer sich für österreichische Literatur interessiert, wer sich für menschliche Beziehungen interessiert, sollte diese Aufflihrung keinesfalls versäumen.

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