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Schweizer Modell im Nahen Osten

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Eine „historischen Chance für einen umfassenden Frieden" besteht nach den Gesprächen von US-Außenminister James Baker mit Israels Ministerpräsidenten Schamir und Vertretern der arabischen Staaten. Es liegt an der israelischen Regierung, jetzt direkten Verhandlungen zuzustimmen. Oppositionsführer Schimon Peres analysiert im FURCHE-Gespräch seine Vorstellungen über Friedenschancen im Nahen Osten.

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Eine „historischen Chance für einen umfassenden Frieden" besteht nach den Gesprächen von US-Außenminister James Baker mit Israels Ministerpräsidenten Schamir und Vertretern der arabischen Staaten. Es liegt an der israelischen Regierung, jetzt direkten Verhandlungen zuzustimmen. Oppositionsführer Schimon Peres analysiert im FURCHE-Gespräch seine Vorstellungen über Friedenschancen im Nahen Osten.

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(E.T.)-Ein entscheidender Schritt in Richtung Dialog zwischen den arabischen Staaten und Israel wurde dieser Tage getan. Eine Nahost-Friedens-Konferenz scheint in den Bereich des Möglichen gerückt zu sein. US-Außenminister James Baker präsentierte am Sonntag in Jerusalem zustimmende Gesten aus der arabischen Welt für direkte Verhandlungen.

Israels Regierung bleibt vorerst jedoch skeptisch. Einerseits wollen sich einige Regierungsmitglieder noch Klarheit über die „Ernsthaftigkeit" der arabischen Zustimmung machen. Andererseits wird sich auch die Teilnahme der PLO an einer solchen Konferenz als problematisch erweisen. Israel will ein Vetorecht bei der Zusammensetzung der palästinensischen Delegation.

Hart blieb Ministerpräsident Schamir jedenfalls auch bei der Siedlungspolitik, obwohl dieses Thema Meldungen zufolge kein Gesprächsthema gewesen sein dürfte. Die Golan-Höhen werden nicht aus israelischer Hand gegeben, die Siedlungspolitik wird fortgesetzt, bekräftigte er einmal mehr.

Innenpolitisch ist diese intensive Besiedelungspolitik in den besetzten Gebieten bekanntlich längst umstritten. Inwieweit sie letzlich nicht auch ein Hindernis für einen dauerhaften Frieden ist, erläuterte der ehemalige Ministerpräsident und Oppositionsführer Schimon Peres in einem Interview mit FURCHE-Mitarbeiter Reu-ven Assor in Jerusalem.

Die Opposition stehe der intensiven Besiedelungspolitik nach wie vor negativ gegenüber, sagte Peres.,.Nicht nur wegen des amerikanischen Drucks. Für uns stellt sich die Frage folgendermaßen: Soll sich Israel mit der Aufnahme von einer Million sowjetrussischer Auswanderer befassen oder mit dem Problem von Millionen Palästinensern? Beides zugleich ist für uns unmöglich."

Außerdem sei das Problem kein territoriales, sondern eines der Einwohner-Zahl: „Der gesamte Gazastreifen etwa ist ja nur 350 Quadratkilometer groß. Aber auf diesem kleinen Flecken leben heute zusammengepfercht 750.000 Einwohner. Jedes Jahr kommen 35.000 Neugeborene dazu. In einigen Jahren werden dort ein Million Araber leben. Sie haben dort weder Bodenschätze, noch Wasserquellen, keine Industrie und auch keine Arbeitsplätze". Ein schier unlösbares Problem und Nährboden für Feindschaft und Unruhe.

Wo sieht Peres konkret Lösungsmöglichkeiten?

„Mir schwebt eine Art Schweizer Modell vor, das heißt eine kantonale Lösung. Jordanien würde in einem föderalen Gesamtrahmen drei Kantone haben: den Gaza-Streifen, das arabische Kernland um Nablus und das heutige Jordanien. Natürlich müßten die von uns besetzten Gebiete entmilitarisiert werden. Die Sicherheitsgrenze würde der Jordan-Fluß sein, Jerusalem müßte vereint bleiben".

Man wolle in Israel keinen zweiten Libanon oder ein zweites Jugoslawien.

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