6958628-1984_39_17.jpg
Digital In Arbeit

Schwere Arbeit auf Pfarrebene

Werbung
Werbung
Werbung

Bis zum Zweiten Weltkrieg haben die Katholischen Arbeitervereine die Sorge um die Arbeitnehmer in unserem Land wachgehalten. Wie in Dornbirn und Hohenems, entfalteten sie in Bregenz-Vorkloster, Hard, Lu-stenau, Rankweil, Frastanz, Wol-furt, Lauterach, Feldkirch und Altach eine lebhafte Tätigkeit: Sammlung des arbeitenden christlichen Volkes, Stärkung und Betätigung der christlichen Welt- und Lebensanschauung, Förderung der Religiosität und Sittlichkeit, geistige Ausbildung mit besonderer Berücksichtigung der Berufsinteressen, soziale Reformen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Sorge um die Arbeiterschaft das besondere Anliegen

der beiden Bewegungen der Katholischen Aktion: Katholische Arbeitjugend (KAJ) und katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB). Unter der Inspiration des belgischen Arbeiterpriesters Josef Cardijn fanden sich Jugendliche in Aktivistenrunden zusammen. Im Licht des Evangeliums schauten sie in ihr Leben und fanden nach der bewährten Methode „Sehen — Urteilen — Handeln" Antworten auf ihre Fragen. Kleine, intensiv geführte Gruppen hinterließen spürbare Spuren im Leben der Mitglieder.

Ende der sechziger Jahre ging die Arbeit auf die pfarrlichen Jugendgruppen über. Seither bemüht sich ein Spezialteam der K J auf diözesaner Ebene um junge Arbeiter, besonders Lehrlinge. Da aber keine pfarrlichen Gruppen dahinterstehen, ist die Arbeit auf Landesebene sehr mühsam.

Die KAB hat ihre rund 20 Runden größtenteils für Ehepaare geöffnet, so daß Fragen der Betriebs- und Arbeitswelt, des familiären und pfarrlichen Lebens zur Sprache kommen.

Dazu kommen Bildungsveranstaltungen über Berufs- und Arbeitswelt, Impulse zur Gestaltung des Kirchenjahres in den Familien mit Werktagungen, Angebote zur religiösen Weiterbildung sowie ein reiches Angebot von Freizeitwochen für Arbeiterfamilien, die sich sonst kaum derartige Urlaubswochen leisten können. Ein Solidaritätsfonds knüpft ein Band zur Arbeiterschaft in Entwicklungsländern.

Mit Freude dürfen wir feststellen, daß aus den Reihen von KAJ und KAB Frauen und Männer hervorgegangen sind, die in Kirche und Politik verantwortungsbewußt weiterarbeiten.

Seit 1972 bemüht sich das Betriebsreferat der Diözese ebenso um ein Mündigwerden des Arbeitnehmers in den verschiedenen Bereichen seines Lebens, vor allem am Arbeitsplatz und in der Freizeit. Da der Arbeitnehmer der Kirche weit mehr als andere Gruppen entfremdet ist, versucht das Betriebsreferat mit vielseitigen Bildungsveranstaltungen und in Besinnungs- und Meditationsangeboten einen Zugang zum Glauben und zur Soziallehre der Kirche zu zeigen. In dieselbe Richtung geht seit 1979 Vorbereitung, Organisation, Begleitung und Nacharbeit von Betriebseinsätzen unserer diözesanen Priesterstudenten. Ein Kreis ehrenamtlicher Mitarbeiter aus Betrieben verschiedener weltanschaulicher Richtungen, der sich monatlich trifft, trägt die Arbeit mit.

Seit Bestehen der Katholischen Sozialakademie in Wien bestehen gute Beziehungen mit den Trägern der Arbeiterpastoral unseres Landes. Eine Reihe von Leuten hat mit gutem Erfolg die Kurse mitgemacht, Referenten der KSÖ

geben uns Impulse für die Arbeit in diesem Bereich der Pastoral.

Infolge der hochindustrialisierten Wirtschaftsstruktur Vorarlbergs suchten zahlreiche Gastarbeiter bei uns Arbeitsmöglichkeiten. Jugoslawen, Türken, Spanier, Polen und Mädchen von den Philippinen. Obwohl die Zahl sinkt, wird die Arbeit nicht weniger, vor allem in sozialer Hinsicht.

Gastarbeiter wenden sich ja oft lieber an das kirchliche Gastarbeiterreferat als an öffentliche Stellen. Das Referat hat gute Beziehungen mit der diözesanen Caritas (soziale Fragen) wie mit den Pflichtschulen (Lernhilfe für Gastarbeiterkinder). Dem Referatsleiter und dem jugoslawischen Sozialarbeiter stehen drei Gastarbeiterpriester für Slowenen, Kroaten und Serbisch-Orthodoxe zur Seite. Das Gastarbeiterreferat bemüht sich, auch für orthodoxe Christen und Mohammedaner offen zu sein.

In neuester Zeit mußten wir uns vermehrt mit der Arbeitslosigkeit samt allen Randerscheinungen auseinandersetzen. Wenn auch die Zahl der Arbeitslosen bei uns noch gering ist (3,2 Prozent), fordert die Arbeit doch unseren ganzen Einsatz. Oft handelt es sich um Menschen, die psychisch nicht so belastbar sind und daher im Wettbewerb unserer Leistungsund Verbrauchergesellschaft nicht mithalten können. Es geht hier aber auch um Menschen, die unter die Räder kamen, weil das Profit- und Erfolgsdenken vorherrschend war und ist.

In Pfarreien wie auf diözesaner Ebene werden Informationsgespräche und Selbsthilfegruppen angeregt und gefördert. Dabei kann es sich nur um kleine wirksame Schritte handeln, die oft von wenig sichtbarem Erfolg gekrönt sind.

In ähnlicher Weise wird wohl auch in nächster Zukunft die Arbeiterpastoral in unserer Diözese weitergetragen werden. Da es in unserem Land keine klassischen Großbetriebe gibt, ist es schwer, in Richtung Arbeiterpastoral eine eigene Spezialseelsorge aufzubauen, andrerseits finden arbeitende Menschen bei uns eher noch ihren Platz in den verschiedenen Bereichen der normalen Pfarr-seelsorge.

Der Autor leitet das Seelsorgeamt der Diözese Feldkirch.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung