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Seckau jubiliert

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Die Abtei Seckau feiert im September ein bedeutungsvolles Jubiläum: Vor 100 Jahren wurde das von Kaiser Joseph II. aufgehobe-ne einstige Augustiner Chorherrenstift von Beuroner Benediktinern wieder besiedelt.

Aus diesem Anlaß erscheint im Styria Verlag, Graz, ein monumentales Werk, in dem jedes der Seckauer Kunstwerke eine gründliche Würdigung erfährt: „Seckau — Der Dom im Gebirge, Kunsttopographie vom 12. bis zum 20. Jahrhundert“ von Benno Roth OSB. (680 Seiten, 400 Abbildungen, Subskriptionspreis bis 31.12. öS 1.000,-, dann 1250,-)

Wir bringen einen Vorabdruck aus dem Kapitel über die Neugründung.

Am Feste Mariä Geburt konnte der Geburtstag von Neu-Seckau gefeiert werden. Im Beisein des Fürstbischofs Johann Zwerger und des Gründerabtes Dr. Maurus Wolter traten der ernannte Pater Prior Willibrord Benzler und 16 Mönche aus der Abtei Emmaus-Prag das verwahrloste Erbe St. Augustins an. Nach 100 Jahren erscholl wieder im alten Seckauer Dom Choralgesang.

Sogleich gingen die Mönche an den inneren und äußeren Aufbau nach der Devise des Ordens: Ora et labora (Bete und arbeite). Da sich die Wogen des Kulturkampfes in Deutschland noch nicht gelegt hatten, sah sich der Gründer der Beuroner Kongregation, Erzabt Dr. Maurus Wolter, genötigt, von 1885 bis 1887 Seckau zu seiner Residenz auszuersehen.

Mitten im Aufbau brach eine schwere Heimsuchung über das kaum auferstandene Kloster herein. Am 26. Mai 1886 stürzte in der Früh der Nordturm der Basilika ein, die größte Glocke, „Annun-tiata“ (4.560 kg), fand man unversehrt im Schutt wieder. Vorsichtshalber trug man auch den Südturm wegen Einsturzgefahr ab.

Noch fehlte der jungen, schwer heimgesuchten Klosterfamilie der Vater. Für dieses verantwortungsvolle Amt hatte Erzabt Maurus Wolter den Cellerar von Emmaus/Prag, Pater Ildephons Schober, ausgewählt. Am 3. Juli 1887 versammelte sich der Konvent im Huldigungssaal des Stiftes, wo Fürstbischof Johann Zwerger in Anwesenheit des Erz-abtes eine lateinische Urkunde verlesen ließ, in der der Bischof im Namen des Heiligen Stuhles dem Seckauer Kloster den Rang und die Rechte einer exemten Abtei zuerkannte.

Sodann gab der Erzabt der soeben errichteten Abtei in P. Ildephons Schober den ersten Abt. Hernach zog man in die Basilika, wo die Abtweihe stattfand. Am Nachmittag nach der Pontifikal-vesper bestieg der Bischof die Kanzel und legte dem Volke die Verehrung Mariens besonders ans Herz.

Damit die Verehrung im alten Mariendom neu auflebe, sei ein Heiligtum geschaffen worden, in das das kostbare Gnadenbild Ni-kopoia aus dem 13. Jahrhundert, die „Hausfrau von Seckau“, übertragen werden soll. Der neuge-weihte Abt Ildephons Schober trug in feięrlicher Assistenz das Gnadenbilä durch den Kreuzgang in die Bischofskapelle.

Gemäß seinem Wahlspruch „Funda nos in pace“ (Gründe uns im Frieden) ging er mit großer Energie und Umsicht an den Neuaufbau. 1891 —1894 entstanden nach langwierigen Verhandlungen mit den staatlichen Behörden, in denen sich archäologische Ansichten und Bedürfnisse der Liturgie zeitweise schroff gegenüberstanden, die Westtürme, der Transeptbau nach Art eines Querschiffes von Gurk im Osten der Basilika, der Mönchschor, der neuromanische Baldachin-Hochaltar, die beiden Nebenaltäre St. Martin und St. Baptist, der Augustinusaltar, ferner Innenausstattung der Bischofskapelle mit dem Gnadenaltar und die ehemalige Benediktuskapelle, heute Sakraments- und Gnadenkapelle.

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