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Seelsorge in Argentinien

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„Hasta la vista!” rief Papst Johannes Paul II., ehe er in die Jum-bo-Boeing 747 stieg, um Argentinien wieder zu verlassen.

Mehrmals während seines 31 Stunden dauernden Aufenthaltes hatte er betont, daß diese Begegnung nur eine „Pilgerreise des Friedens” war, in gewisser Hinsicht eine Fortsetzung der Friedensmission, die im letzten Moment zur ökumenischen und pa-storalen Dimension des jüngsten Besuches in Großbritannien dazugekommen war.

Ein Pastoralbesuch in Argentinien (zusammen mit Chile und Uruguay) ist noch geplant. Allerdings ließ der Papst vorsichtig und zugleich deutlich durchblik-ken, daß dieser erst nach positivem Abschluß der fast vierjährigen Vermittlungsbemühungen im Streit zwischen Argentinien und Chile um einige Inseln im Beagle-Kanal stattfinden werde.

Am Morgen des zweiten und letzten Besuchstages hatte der Papst mit Chiles Staatspräsident Pinochet fernmündlich und dann mit dem argentinischen Präsidenten Galtieri über den Fortgang dieser Vermittlungen gesprochen. Eine Vermittlung zwischen Großbritannien und Argentinien im Streit um die Falkland-Malvi-nen-Inseln hingegen war von Anfang an nicht eingeplant gewesen.

Der Besuch konzentrierte sich auf die Liturgie des Fronleichnamsfestes, erklärte der Papst am Sonntagmittag, zweieinhalb Stunden nach seiner Ankunft in Rom, während einer Kurzansprache, in der er bewußt die politischen Implikationen in den Hintergrund rückte. Der Besuch am Freitagnachmittag im Wallfahrtsort der Gottesmutter von Lujan sei als Vorbereitung auf dieses Fest gedacht gewesen.

Wie viele Marienwallfahrtsorte in Lateinamerika entwickelte sich Lujan aus einer historisch nicht überprüfbaren legendenumwo-benen Wundererzählung zu außerordentlicher Größe; er liegt 75 km von Buenos Aires aus landeinwärts inmitten der fruchtbaren Pampa. Acht Millionen Pilger kommen jährlich dorthin. Die Madonna von Lujan ist Patronin der Republik Argentinien, deren Nationalfarben Blau-Weiß sind.

Als die rund 80 argentinischen Bischöfe 1981 ihr hochbedeutsames Dokument „Kirche und nationale Gesellschaft” verabschiedeten, legten sie es zu Füßen der Madonna von Lujan, „die in jedem Augenblick die Wege unseres Volkes begleitet hat”. Uber eine halbe Million Pilger, unter ihnen viele aus dem benachbarten Uruguay, waren an diesem Freitag nach Lujan geströmt.

In seiner Predigt zeigte der Papst auf, wie der Mensch durch das Kreuz erhöht werde, indem Christus ihn auf dem Weg des Lebens, zumal in den Stünden der Prüfung und des Leidens, stärke. Zum Abschluß weihte der Papst Argentinien der Gottesmutter.

Höhepunkt des zweitägigen Besuches war die Eucharistiefeier in der zwölf Millionen Einwohner zählenden Hauptstadt Buenos Aires. Ein riesiger Altar stand an der Stelle, wo 1934 der Eucharistische Kongreß stattgefunden hatte.

„Ich habe noch nie in meinem Leben so viele Menschen gesehen”, berichtete ein Korrespondent von Radio Vatikan kurz vor der größten Eucharistiefeier in der Geschichte der Kirche Argentiniens und einer der größten in der Geschichte der Kirche überhaupt.

120 Bischöfe und 1700 Priester konzelebrierten mit dem Papst, 800 Priester und Helfer teilten die Kommunion an die zwei Millionen Gläubigen aus.

Zuvor hatte der Papst mit 80 Bischöfen Argentiniens konferiert. Ansprachen, die während Pastoralreisen bei dieser Gelegenheit vom Papst gehalten werden, sind immer auch ein Spiegel der Orts-kirche. „Es ist leicht und manchmal auch bequem, den verschiedenen Dingen ihren Lauf zu lassen”, erklärte der Papst und fügte unter Hinweis auf gewisse Anzeichen der Uneinigkeit in der Bischofskonferenz hinzu:

„Es ist leicht, sich an einem Extrem anzusiedeln und mit Gewalt die Vielfalt der Meinungen auf eine monolitische Einförmigkeit zu reduzieren. Schwierig ist es hingegen, die Einheit zu erhalten oder besser eine berechtigte Vielfalt zu fördern... Vergessen wir nie: die Kirche muß formende Kraft der Welt sein, auch auf dem Gebiet des Friedens und der Versöhnung! Deshalb kann ein Hirte sich vom Amt der Versöhnung nicht für dispensiert halten. Baut mit am Frieden, doch nicht mit den Instrumenten der Politik, sondern mit den einfachen und überzeugenden Worten des Evangeliums!”

Diese 14. Auslandsreise Papst Johannes Paul IL, die nur 59 Stunden dauerte, war von einer Fronleichnamsprozessioh am Donnerstagnachmittag in Rom vorbereitet worden und fand ihren Ausklang am Sonntagmittag mit einem Friedensappell während des Angelusgebetes auf dem Petersplatz — nicht ohne Andeutung einer Reise nach Polen in der zweiten Augusthälfte. Sie wäre die 15. Auslandsreise in diesem Pontifikat.

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