6942075-1983_31_02.jpg
Digital In Arbeit

Sehnsucht nach Frieden

Werbung
Werbung
Werbung

Jeder Mensch will den Frieden. Wir alle sehnen uns nach Frieden. Frieden ist aber kein statischer' Zustand, sondern ein dynamischer Prozeß, eine Aufgabe, der sich jeder von uns täglich stellen muß. Frieden ist ein Geschenk Gottes und ein Ergebnis ehrlicher Bemühungen der Menschen.

Frieden ist auch keine Utopie, davon bin ich fest überzeugt. Er ist erreichbar, wenn wir alle es wollen, wenn wir den Frieden lieben, wenn wir uns mit allen unseren Kräften für den Frieden einsetzen und wenn wir auch bereit sind, diesen Frieden in Freiheit und Gerechtigkeit zu verteidigen.

Das beginnt dabei, daß wir aufgerufen sind, in der Familie und an der jeweiligen Stelle in Staat und Gesellschaft, an der wir stehen, nach besten Kräften auf den Frieden hinzuarbeiten. Vorrangig ist hier das echte Bemühen, Barrieren wie Eigennutz, Aggression und falsches Machtstreben abzubauen. Weiter bedeutet dies, auf das Aussprechen und Ausnützen der eigenen Überlegenheit ebenso zu verzichten wie darauf, Unrecht mit gleicher Münze heimzuzahlen.

Das Streben nach Frieden steht in keinerlei Widerspruch zum Wettbewerb zwischen Gruppen und Parteien. Gegensätze, z. B. zwischen politischen Programmen, gefährden den Frieden nicht, sondern sind Friedensindikatoren. In einem System, wo dieser Wettbewerb der Ideen und Ideologien fehlt, herrscht nicht Frieden, sondern Unterdrückung. Entscheidend ist die Art, wie mit Konflikten zwischen geistigen Strömungen oder verschiedenen Interessen bzw. Inter-essensträgern umgegangen wird. Niemals darf durch derartige Auseinandersetzungen das Vertrauen, das Miteinander zerstört werden.

Österreich liegt als neutrales Land mitten zwischen den großen Machtblöcken im Herzen Europas. In dieser besonderen Lage is unser Vaterland, wie kaum eir anderes Land, verpflichtet, sich um Verständigung und Brückenschläge zwischen West und Ost zu bemühen. Die österreichische Außenpolitik muß hier stets auf die Förderung aller Entwicklungen, die zu einer friedlicherer und stabileren Lage in Europa und der Welt führen können, Bedacht nehmen.

Das Endziel jeder vernünftiger Friedenspolitik ist eine umfassende NuUösung, also eine Well ohne Kriegsgerät. Solange aber dieses Ziel unerreicht ist, sind wir aufgerufen, für eine gleichmäßige und gleichzeitige Verminderung aller zur Verfügung stehenden Waffensysteme und für eine wirksame gegenseitige Kontrolle einzutreten. Wesentlich für Abrüstungsverhandlungen ist es, daß diese zu einem einigermaßen gesicherten Gleichgewicht der Kräfteverhältnisse führen, und zwar so, daß die Verteidigungschancen günstiger sind als die für den Angriff.

Abrüstung darf niemals ein einseitiger Prozeß sein. Diese einseitige Abrüstung würde die Kriegsgefahr nicht vermindern, sondern sogar erhöhen. Jedes Machtvakuum zieht Aggressoren an und wirkt dadurch destabilisierend.

Aus diesem Grund sehe ich im österreichischen Bundesheer mit seinem rein defensiven Konzept der Raumverteidigung als Abhaltestrategie einen stabilisierenden Faktor. Und in diesem Sinne verstehe ich das Wort von Kardinal König, der in einer Predigt feststellte, daß unsere Mitbürger in Uniform mit Fug und Recht betonen können, daß auch sie einen Friedensdienst leisteh.

Frieden ist eine Herausforderung - nehmen wir sie an!

Der Autor ist Schulungsreferent des Mittelschüler-Kartell-Verbandes.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung