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Sendung der Kirche in der Welt

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Theologie des Kreuzes JL Uns scheint, daß Gott uns durch die heutigen Schwierigkeiten tiefer den Wert, die Bedeutung und die zentrale Stelle des Kreuzes Jesu Christi lehren will. Deshalb ist die Beziehung zwischen Menschheits- und Heilsgeschichte im Licht des Ostergeheimnisses zu erklären. Eine Theologie des Kreuzes schließt keinesfalls eine Theologie der Schöpfung und der Inkarnation aus, sondern setzt sie offensichtlich voraus. Wenn wir Christen vom Kreuz reden, verdienen wir nicht, des Pessimismus geziehen zu werden; vielmehr gründen wir auf dem Realismus christlicher Hoffnung.

\ ggiornamento JLX. In dieser österlichen Perspektive, welche die Einheit von Kreuz und Auferstehung bekräftigt, läßt sich der wahre vom falschen Sinn des sogenannten Aggiornamento unterscheiden. Ausgeschlossen ist eine leichtfertige An-gleichung, die zur Säkularisierung der Kirche führen könnte. Ebenso bleibt ausgeschlossen eine starre Verkap-selung der Gemeinschaft der Gläubigen in sich selbst. Bejaht jedoch wird die missionarische Öffnung zum Heü der Welt in seiner Fülle. Hierzu werden nicht nur alle wahrhaft menschlichen Werte angenommen, sondern auch schärfstens verteidigt: die Würde der menschlichen Person, die fundamentalen Menschenrechte, der Friede, die Freiheit von Unterdrük-kung, Armut und Ungerechtigkeit ...

Inkulturation Hier setzt auch das theologische Prinzip für das Problem der Inkulturation an. Da die Kirche eine Gemeinschaft ist, die Verschiedenheit und Einheit verbindet, auf der ganzen Welt gegenwärtig ist, nimmt sie das Positive, das sie in allen Kulturen findet, auf. Die Inkulturation ist jedoch von einer rein äußerlichen Adaptierung zu unterscheiden, weil sie eine innerliche Umformung der authentischen Kulturwerte durch Einbindung in das Christentum und zugleich die Einwurzelung des Christentums in die verschiedenen menschlichen Kulturen bedeutet.

Der Konflikt zwischen Evangelium und Kultur wurde von Papst Paul VI. beschrieben als Drama auch unserer Zeit, wie es in anderen Epochen war. Daher ist es nötig, alle Kräfte darauf zu verwenden, die menschliche Kultur, oder die Kulturen, zu evangelisieren. Sie müssen durch die Begegnung mit der Frohen Botschaft wiedergeboren werden. Diese Begegnung findet allerdings nur statt, wenn die Frohe Botschaft auch verkündet wird.

Der Dialog mit den nichtchristlichen Religionen und den Nichtglaubenden

Das Zweite Vatikanische Konzil bekräftigte, daß die katholische Kirche nichts von dem, was in den nichtchristlichen Religionen wahr und heilig ist, verwirft. Im Gegenteil werden die Katholiken ermahnt, in Klugheit und Liebe durch Dialog und Zusammenarbeit mit den Gläubigen anderer Religionen in Bezeugung des christlichen Glaubens und Lebens jene geistlichen und moralischen Werte wie auch sozio-kulturellen Güter, welche bei ihnen zu finden sind, anzuerkennen, ihnen zu dienen und sie zu fördern. Das Konzil bekräftigte auch, daß Gott keinem Menschen guten Willens die Heilsmöglichkeit verweigert. Die konkreten Möglichkeiten des Dialogs in den verschiedenen Regionen hängen von den verschiedenen Sachumständen ab. Das gleiche gilt auch für den Dialog mit den Nichtglaubenden. Der Dialog ist der Mission nicht gegenüberzustellen. Ein authentischer Dialog führt dazu, daß die menschliche Person ihr Innerstes dem Gesprächspartner öffnet und mitteilt. Darüber hinaus haben alle Christen von Christus die Sendung erhalten, alle Völker zu seinen Jüngern zu machen (vgl. Mt. 28,18).

Auszug aus dem Schlußdokument der römischen Bischofssynode. die furche Nr. Sm I 20. Dezember 1985 SCHWERPUNKT 3

Der Autor ist Generalsekretär der Päpstlichen Missionswerke Osterreich.

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