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Servus II

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Klar, daß das Sommerthema „Servus in Österreich“ in der letzten FURCHE-Ko-lumne nicht erschöpfend behandelt werden konnte. Es schreit förmlich nach mindestens einer Fortsetzung,

Besonders großartig finde ich dabei natürlich, wie wir Deutsche mitspielen — unglaublich! Noch in dieser Woche haben unser Bundeskanzler Helmut Kohl und Hans Dietrich Genscher, einer unserer besten Außenminister, in St. Gilgen am Wolfgangsee „Servus in Österreich“ gespielt.

Aber schon nächste Woche kommt für Kohl die erste Variante des Touristik-Slogans. Da ist er bei Euch dann nicht mehr „in“, sondern es heißt nur noch: „Servus Österreich!“ Kohl kehrt nach Ab-wurf von sicher wieder rund zehn Kilo feinstem Kanzler-Ballast nach Bonn zurück, wo er im letzten Akt des komischen Sommertheaters den „deus ex machina“ spielt.

Im Herbst steht dann bei uns unter vielem anderen die sogenannte „Gesundheitsreform“ zur Entscheidung an. Die .sogenannte“ sage ich nicht, weil sie aus der DDR importiert wurde, sondern weil das Wort an sich ein Blödsinn ist. Unsere Gesundheit soll die Regierung gefälligst in Ruhe lassen, die Krankheiten soll sie reformieren!

Zu dieser Reform gehört auch in der Abteilung Heil-und Vorsorge-Kuren ein Unterprogramm mit dem Arbeitstitel: „Servus Osterreich!“ Mit anderen schnöden Worten: Kuren in Österreich sollen künftig nicht mehr von deutschen Kassen finanziert werden können, weil die das Geld selbst dringend brauchen.

Die erste Reaktion Eurer Kurverwaltungen hieß: Na, servus, Osterreich! Dies war ebenso voreilig wie die Taktik falsch war, nun zu behaupten: die medizinische Versorgung und Betreuung in Österreich sei besser. Erstens ist im Fremdenverkehr Demut das oberste Gebot. Also hätte der Notruf heißen müssen: „Um Himmels willen, die deutschen Kurgäste wissen und erzählen soviel von ihren Krankheiten, unsere Arzte möchten gern weiter von ihnen lernen!“

Zweitens hat man mit dem auch noch laut gesprochenen inidenkbaren Gedanken, irgendetwas in Osterreich, außer den Salzburger Nockerln, könnte besser sein als in Deutschland, den nationalen Widerstand aller medizinischen Kräfte provoziert. Wenn die jetzt noch einem Patienten ein derartiges Fremdgehen in Österreich honorieren, würden sie ja ihre eigene Zweitrangigkeit eingestehen. Soviel Masochismus bringt aber allenfalls ein Österreicher auf, und auch der nur, wenn er an dem Schmäh dann gut verdient. Servus in Bayern!

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