(Theater in den Gewölben von Schloß Liechtenstein bei Maria Enzersdorf; „Titus Andronicus“ von William Shakespeare) Shakespeares erstes Stück, sein schwächstes, ist maßlos in seiner Brutalität. Unzählige Morde und entsetzliche Greuel überdecken den dünnen Faden der Handlung mit Blut, sodaß er zu zerreißen droht. Zu Lebzeiten des Dramatikers ein großer Erfolg, wirkt die Tragödie heute nur noch als ein Massaker, und wäre sie nicht von Shakespeare, man würde sie vergessen dürfen.
Es bedarf also einer ideenreichen Regie, um diesem öden Gemetzel zu trotzen, eine Neuinszenierung scheint fast unausweichlich zum Scheitern verurteilt. Bruno Max gelang es nicht, durch die Verfremdung mit müden Gags - der Bauer erscheint als pausbackiger Dodl, die vom Kaiser Verstümmelten als obskurer Gesangsverein — dem Stück neue Glanzlichter aufzusetzen. Für das im Programmheft versprochene Motto „Shakespeare einmal anders“ war dies zuwenig.