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Sicherheitsforschung für die Serienproduktion

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Im Straßenverkehr wird oft gesündigt. Man spricht dann in Fachkreisen von „menschlichem Versagen”. Der III. Internationale Verkehrs- und Kraftfahrmedizinische Kongreß befaßt sich gerade mit diesem Thema, das heute die Unfallsursache Nummer eins darstellt. Während Ärzte aus aller Welt in den Obergeschossen der Hofburg referieren, läuft im Erdgeschoss eine öffentlich zugängliche Fachausstellung. An Hand von VW-Modellen wird gezeigt, welche konstruktiven Details bei modernen Autos wirksam werden, wenn ein Autolenker versagt hat. Den letzten Stand der Technik repräsentieren nicht nur die hinlänglich bekannten Knautschzonen - sie findet man bei jedem Auto - vielmehr arbeitet man heute an der Kompatibilität der Unfallpartner: Wer im kleineren Auto sitzt, soll bei einem Zusammenstoß mit einem größeren und schwereren Pkw nicht mehr benachteiligt sein. Eine Automobil-Konstruktionsphilosophie und -technik, die den Naturgesetzen ein Schnippchen schlagen will.

Große gegen kleine Wagen

Interesse an solch kostspieliger Forschung kann nur ein Autoproduzent haben, der Autos aller Größenordnungen im Programm hat und dessen Entwicklungs- und Forschungsabteilung den heute erforderlichen Rahmen aüfweist. Bei Volkswagen treffen diese Voraussetzungen zu. Als Beispiel: Der große Audi 100 wurde so gebaut, daß kleinere Autos an ihm nicht hoffnungslos zerschellen und der kleine Polo hat Sicherheitsmerkmale, die ihm im Rahmen seiner Gewichtsklasse als Maßstab für passive Sicherheit im Kleinwagenbau er scheinen lassen. Wie das gemacht wird, demonstrieren die Ausstellungsobjekte in der Hofburg. An Hand der kompletten VW/Audi-Porsche- Verkaüfspalette wird zu sehen sein, wo Konstrukteure für diese lebensrettenden Maßnahmen den Hebel angesetzt haben. Der Sicherheitsprototyp ESVWII bereichert die Ausstellung nur deshalb, um zu demonstrieren, welche Abarten der Sicherheitstechnik btereits in die Serie eingeflossen sind. Denn eines ist wohl klar: Forschung hat nur dann Sinn, wenn die Serienerzeugnisse davon profitieren. Versagt der Mensch hinter dem Steuer, kann sein Kopf nur noch durch die in sein Fahrzeug hineinkonstruierten Sicherheitsdetails gerettet werden. Wobei bei dem heutigen Stand der Forschung diese Sicherheit nur dem angeschnallten Autoinsassen zu Gute kommen.

„Fußgängerauto”

Ein weiterer Blick hinter die Kulissen der Volkswagen-Forschungsabtei- lung zeigt in der Hofburg den aktuellen Stand des Fußgängerschutzes. Für die Sicherheit der Autoinsassen ist viel getan worden, in Zukunft wird man aber auch „Knautschzonen für Fußgänger” in Autos einbauen müssen, wenn die Zahl der Verkehrsopfer weiter sinken soll. Gerade zu diesem Thema will der Kongreß beitragen, woraus möglicherweise wieder Erkenntnisse fließen, die verantwortungsbewußten Autokonstrukteuren als Impulse für neue Forschungstätigkeiten dienen können, damit das Serienprodukt Auto in seiner Sicherheitsentwicklung nicht gehemmt wird. Zielsetzung: Dem Menschen im zunehmenden Verkehrsgeschehen auch in Zukunft ein Maximum an Schutz zu gewähren, wenn eintritt, was man auch in Zukunft sicherlich nicht wird ausschalten können: „menschliches Versagen”

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