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Sichtbare Grenzen

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Kostenwahrheit ist ein zentrales Argument für die freie Marktwirtschaft: Der Preis soll alle Kosten, die bei der Herstellung anfallen, widerspiegeln. Dieses Konzept gilt es zu erweitern. Auch die Entsorgungskosten der Güter sind in die Preise einzubringen.

Das kann auf verschiedene Weise geschehen - etwa indem man die Produzenten anhält, ihre Produkte nach deren Nutzung zurückzunehmen, beispielsweise Leuchtstoffröhren, Batterien, Altöl... Dieses Konzept ließe sich auf Fahrzeuge, Elektrogeräte oder Reifen ausweiten.

Das brächte einige Vorteile: Für die Hersteller wäre es plötzlich interessant, schon bei der Konzeption ihrer Produktes deren Wiederver-wertbarkeit mit in die Überlegungen einzubeziehen. Weiters könnte es dazu anregen, längerlebige Güter herzustellen. Das würde die Rücklaufquote im Vergleich zu kurzlebigen Produkten reduzieren.

Zweifellos sind längerlebige Waren teurer. Das wiederum erhöht aber ihre Reparaturwürdigkeit. Wie viele fast funktionsfähige Geräte landen doch unnötiger Weise im Müll, nur weil der Reparaturaufwand in keinem Verhältnis zum Preis einer Neuanschaffung steht!

Eines muß aber auch klar sein: Die Zurechenbarkeit von Umweltkosten hat Grenzen, nicht zuletzt deswegen, weil viele Folgen erst nach Jahren zutage treten. Viele negativen Auswirkungen wird man überhaupt nicht eindeutig zuordnen können. Wer will Auseinanderdividieren, ob die steigende Krebsanfälligkeit nun Folge der höheren Dioxinbelastung, der Katastrophe von Tschernobyl oder der chemischen Belastung der Nahrungsmittel zuzurechnen ist? Und wie sollte man das mit dem Krebs verbundene Leid überhaupt bewerten?

Hier stoßen wir an Grenzen. Auch die Müllproblematik macht uns darauf aufmerksam, daß unsere Art zu wirtschaften in Frage zu stellen ist. Wirklich Müll vermieden wird auf Dauer nur, wenn weniger Stoffe durch unsere Produktionsprozesse geschleust werden. Das bedeutet: Stabilisierung und Senkung des Verbrauchs.

Diese Umorientierung wird nicht von den Unternehmen ausgehen. Sie sind auf Ertragssteigerung ausgerichtet. Die Weichen, neu zu stellen, ist Aufgabe der Wirtschaftspolitik, die sich dieser längst bekannten Herausforderung nicht wirklich stellt. Als einziger Ausweg aus der Wirtschaftskrise wird weiterhin Wachstumsförderung forciert.

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